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Die Rektorin der Uni Graz, Christa Neuper, fordert leichtere Zuwanderungsregeln für Wissenschafter aus Drittstaaten, um die internationale Vernetzung der Wissenschafter zu fördern.

Foto: APA/Leodolter

Graz/Wien - Österreichs strenge Zuwanderungspolitik mache den heimischen Universitäten zu schaffen, kritisiert die Rektorin der Grazer Karl-Franzens-Uni, Christa Neuper: "Wir müssen auf internationaler Ebene konkurrenzfähig sein, es ist aber sehr schwer, etwa Wissenschafter aus Nicht-EU-Staaten an die Universitäten zu holen", kritisiert Neuper im Standard-Gespräch. Die aufwändigen, hochkomplexen Zuwanderungskriterien seien voller Hürden und hielten viele Forscher und Lehrende ab, nach Österreich zu kommen, sagt Neuper.

"Arbeitstickets"

Den für die Industrie und Wirtschaft geforderten "Schlüsselkräften" und " Hochqualifizierten" gehe es da seit der Einführung der Rot-Weiß-Rot-Card wesentlich besser. Die Grazer Rektorin fordert daher eine Überarbeitung dieses "Arbeitstickets", um ausländischen Wissenschaftern ein Lehren und Forschen in Österreich zu erleichtern. Auch sie sollten in den Genuss einfacherer Zuzugsbedingungen kommen.

Seit Juli 2011 kommen "hochqualifizierte Migranten", zum Beispiel Manager, Mediziner oder Software-Entwickler, ohne große Hürden zu einer Rot-Weiß-Rot-Card - wie auch "qualifizierte Migranten" für Mangelberufe, die jeweils aktuell festgelegt werden, oder auch "sonstige Schlüsselkräfte", die nicht durch Arbeitssuchende aus dem Inland abgedeckt werden können.

Wissenschafter "hoch qualifiziertes Personal"

Was für die Industrie und sonstige Wirtschaft gelte, müsse auch für die Universitäten recht sein, sagt Neuper. Immerhin handle es sich bei Wissenschaftern ebenfalls um "hoch qualifiziertes Personal". Derzeit müssen jene Professoren und Forscher aus Drittstaaten, die eine Aufenthaltsgenehmigung erhalten haben, jährlich neue Ansuchen für die ganze Familie stellen, ein "Hürdenlauf", den sich nur wenige antun. Letztlich gehe es auch um eine Signalwirkung, dass sie in Österreich gewollt seien, sagt Neuper.

Wie dringend im Sinne einer "Internationalisierung der Universitäten" eine Neuregelung der Zuwanderungsbestimmungen wäre, illustriere etwa das Doktoratskolleg Molekulare Enzymologie, das die TU Graz und die Uni Graz im Rahmen ihrer Kooperation NAWI Graz Anfang 2005 eingerichtet haben. Aktuell werden hier 68 Studierende aus 14 Nationen ausgebildet. Im Laufe der ersten Ausschreibung hatten sich mehr als 360 Dissertantinnen und Dissertanten aus 35 Ländern für 15 Plätze beworben. Neuper: "Allein dieses Beispiel illustriert, wie notwendig es wäre, internationales Lehrpersonal an die Universitäten zu holen." (Walter Müller, DER STANDARD, 19.9.2012)