Bild nicht mehr verfügbar.

Wien - 1969 galten Przewalski-Pferde in freier Wildbahn als ausgestorben. Vor 20 Jahren startete ein Wiederansiedlungsprojekt: 13 der auch "Thakis" genannten Urwildpferde aus europäischen Zoos wurden, wissenschaftlich begleitet von Forschern der Veterinärmedizinischen Uni Wien, in der Wüste Gobi in der Mongolei wiederangesiedelt. Mit Erfolg: Heute leben dort wieder an die 130 Pferde, berichtete Wildtierarzt Chris Walzer am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Der Erfolg des Projekts ist allerdings fragil: "Um sicher zu sein, dass sie die nächsten 100 Jahre auch überleben, bräuchten wir 250 bis 300 Tiere."

Foto: Reuters/Josek

Bild nicht mehr verfügbar.

Deshalb ist aus Walzers Sicht auch weiterhin Engagement nötig. "Es ist nicht so, dass das Wissen und die Fähigkeiten im Land schon da sind, und das ist erschreckend." Es brauche außerdem eine gute wissenschaftliche Basis über die Tiere selbst und deren Bedrohungen, damit ihr Überleben gesichert werden kann.

Foto: Reuters/Josek

Über die Jahre wurden fast hundert Tiere aus den Artenerhaltungszuchtprogrammen europäischer Zoos in die Wüste Gobi gebracht. Transport und Auswilderung seien verhältnismäßig einfach. "Aber dann beginnen die Management-Probleme." So gab es am Beginn des Projekts eine hohe Sterberate bei den Tieren. Nachdem Piroplasmose, eine von Zecken übertragene Infektionskrankheit, als Ursache ausgemacht wurde, brachte man dieses Problem mit einer vorbeugenden Behandlung unter Kontrolle. 2009 ein weiterer Rückschlag: Ein extrem trockener Sommer und der folgende ungewöhnlich lange und kalte Winter rafften zwei Drittel der damals schon auf 138 Tiere angewachsenen Population dahin.

Foto: VetMed Uni, Petra Kaczenski

Gründe für das Aussterben der "Thakis" waren der schwindende Lebensraum durch die Konkurrenz mit Weidevieh und die zu starke Bejagung, obwohl die Pferde in der Mongolei eigentlich als heilig gelten. Mittlerweile gehört die Jagd auf die Tiere wegen empfindlicher Strafen der Vergangenheit an, dennoch gefährden viele Faktoren eine dauerhafte Wiederansiedlung, angefangen beim Lebensraum selbst: Der 9.000 Quadratkilometer große Gobi Nationalpark B, im Südwesten an der chinesischen Grenze gelegen, besteht vor allem aus Steppe mit nur wenigen offenen Wasserstellen, die Temperaturen schwanken zwischen 30 Grad unter bzw. über Null.

Die gedrungenen Pferde seien allerdings nicht sehr flexibel in ihrem Streifgebiet, etwa im Vergleich zu den ebenfalls in der Gobi lebenden Wildesel, berichtet Wildtierforscherin Petra Kaczensky. So konnte die Wildeselpopulation durch Abwanderung in weniger schneereiche Gebiete den eisigen Winter 2009 ohne größere Verluste überstehen.

Foto: VetMed Uni, Chris Walzer

Bild nicht mehr verfügbar.

Das Nationalparkgebiet wird außerdem von der transsibirischen Eisenbahn durchschnitten - eine unüberwindbare Hürde für die an offene Landschaft angepassten Wildtiere. Dazu kommt der zunehmende Abbau von Bodenschätzen und vor allem deren Transport per Bahn oder über Straßen. Hier versucht man laut Kaczensky man nun, vor Ort Bewusstsein zu schaffen, wie die Tiere etwa durch "Grünbrücken" über diese Straßen geschützt werden können.

Foto: Reuters/Josek

Bild nicht mehr verfügbar.

Seit 1999 engagiert sich die in der Schweiz ansässige International Thaki Group bei der Wiederansiedlung der Przewalski-Pferde in der Gobi, betreut im Auftrag der mongolischen Regierung den Nationalpark und begleitet dessen Wildhüter. Für Präsident Thomas Pfisterer geht es bei der Wiederansiedlung um weit mehr als diese eine Tierart. "Das Thaki ist ein Flagschiff für den Naturschutz", betont er. Mit Hilfe des sehr bekannten Tiers sollen die Menschen dazu gebracht werden, sich für deren gesamten Lebensraum einzusetzen. (red, APA, 18.9.2012)

 

Links

FWF-Forschungsprojekt zur Gobi an der Vetmed

International Thaki Group

Foto: Reuters/Josek