Phnom Penh - In Kambodscha ist am Sonntag die frühere Sozialministerin der Roten Khmer, Ieng Thirith, wegen zunehmender Demenz aus dem Gefängnis entlassen worden. Die 80-Jährige sei "unter einigen vorläufigen Auflagen" aus der Haft entlassen worden, nachdem das Tribunal für die Verbrechen der Roten Khmer am Donnerstag auf Antrag der Staatsanwaltschaft ihre Freilassung aus gesundheitlichen Gründen verfügt hatte, sagte Gerichtssprecher Neth Pheaktra der Nachrichtenagentur AFP.

Begründet wurde die Entscheidung damit, dass die Angeklagte in "absehbarer Zukunft" nicht verhandlungsfähig sei. Die Schwägerin des einstigen Schreckensherrschers Pol Pot leidet unter Demenz. Die Anklagepunkte gegen Ieng Thirith ließ das Tribunal jedoch nicht fallen. Nach Angaben des Sprechers musste sie ihre Wohnadresse hinterlegen und ihren Reisepass abgeben.

Weitere Anklagen

Weitere Angeklagte in dem Verfahren sind der einstige Chefideologe Nuon Chea und der frühere Staatschef Khieu Samphan. Sie müssen sich wegen Völkermords, Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Kriegsverbrechen verantworten. Sie weisen in dem Prozess, der vor mehr als einem Jahr mit der Klärung von Verfahrensfragen begann, alle Vorwürfe zurück.

Während der Schreckensherrschaft der maoistischen Roten Khmer in den Jahren 1975 bis 1979 starben in Kambodscha rund zwei Millionen Menschen an Erschöpfung, Hunger, Krankheit, Folter und durch Hinrichtungen. Das war etwa ein Viertel der damaligen Bevölkerung. Die Roten Khmer wollten einen Bauernstaat errichten, sie entvölkerten die Städte, schafften das Geld ab und bekämpften Intellektuelle.

Nach langen Verhandlungen zwischen der UNO und der Regierung in Phnom Penh wurde im Jahr 2003 das Sondertribunal für Kambodscha ins Leben gerufen. Tausende Schergen des Regimes werden jedoch niemals belangt werden können. Der Hauptverantwortliche, "Bruder Nr. 1" Pol Pot, starb im Jahr 1998. Acht Jahre nach ihm starb in der Haft auch sein gefürchteter Militärbefehlshaber Ta Mok. (APA, 16.9.2012)