Dokumentation der Breitenbacher Elfenbeinwerkplätze mit Hilfe eines 3D-Lasercanners.

Foto: Tim matthies

Mainz - Einen Einblick in Raumnutzungskonzepte des Jungpaläolithikums geben Ausgrabungen in Breitenbach bei Zeitz in Sachsen-Anhalt. Forscher legten auf dem mindestens 35.000 Jahre alten Fundplatz die Überreste einer Elfenbeinwerkstatt frei, wie das Römisch-Germanische Zentralmuseum (RGZM) berichtet.

Der seltene Fund glückte den Archäologen des Forschungszentrums und Museums für menschliche Verhaltensevolution (MONREPOS) gleich zu Beginn ihrer aktuellen Grabungskampagne in Breitenbach: Eine große Konzentration aus Mammutelfenbeinstücken mit charakteristischen Bearbeitungsspuren legt nahe, dass es sich um eine ehemalige Werkstatt handelt. Hier arbeiteten handwerkliche Spezialisten arbeitsteilig in eigens dafür vorgesehenen Arealen. Eine handwerkliche und räumliche Spezialisierung ist damit erstmals bereits für die frühesten Jäger-Sammler-Gesellschaften des Homo sapiens in Europa nachgewiesen. Das sei laut RGZM die Grundlage der erst Jahrzehntausende später etablierten sesshaften Lebensweise in größeren Siedlungen bzw. Städten.

Grabungsleiter Olaf Jöris weist auf die Bedeutung der Entdeckung hin: "Die Funde aus Breitenbach belegen, dass die Raumplanung moderner Menschen schon immer strikten Regelwerken unterworfen war - ein grundlegender Unterschied etwa zu den Verhaltensweisen des vor etwa 40.000 Jahren ausgestorbenen Neandertalers. Den Einfluss der Organisationsregeln dieser europäischen Pioniere auf unsere heutigen Raumplanungskonzepte können wir gar nicht überschätzen." (red, derStandard.at, 16. 9. 2012)