Wenn die SPÖ um jeden Preis verhindern will, dass Werner Faymann zu seinen Inseraten aussagen muss, warum sagt sie das nicht gleich? Warum tauscht sie den relativ eigenständigen Abgeordneten Hannes Jarolim als Fraktionsvorsitzenden im U-Ausschuss unter allerlei Vorwänden gegen den Parteisoldaten Johann Pendl? Warum versteckt sie sich hinter Geschäftsordnungsformalismen, warum die grüne Vorsitzende Gabriela Moser nicht mehr tragbar sei? Warum zwingt sie den Koalitionspartner offenbar mit Hinweis auf die Folgen eines Koalitionsbruchs dazu, hier mitzumachen?

Das sind Fragen, die sich von selbst beantworten. Der Anschein sachlicher Motivation soll aufrechterhalten bleiben, auch wenn kein Mensch mehr diesen Schmäh glaubt. Es muss der SPÖ wirklich etwas daran liegen, dass Faymann nicht aussagen muss. Und es muss vor allem Faymann wirklich etwas daran liegen, dass er nicht aussagen muss.

Das ist an sich keine besonders originelle Erkenntnis. Aber die Intensität, mit der hier abgeblockt wird, gibt doch zu denken. Die Details, die bisher bekannt wurden, sind ja peinlich genug. Faymann, der mit Hans Dichand eine Inseratenkampagne ausmacht: So etwas erledigen normalerweise Werbeagenturen und Anzeigenleiter, nicht Spitzenpolitiker und Herausgeber. Was haben wir da noch zu erwarten? Oder vielmehr, was hätten wir da noch zu erwarten gehabt? (Hans Rauscher, DER STANDARD, 15./16.9.2012)