Salzburg - Weil er Nazi-Lieder gesungen und die Hand zum "deutschen Gruß" gehoben hat, musste sich ein 17-Jähriger am Salzburger Landesgericht wegen Wiederbetätigung verantworten. Das Geschworenengericht verurteilte ihn zu 18 Monaten Haft, davon sechs Monate unbedingt. In der Nacht zum 1. April soll der Pinzgauer in einem Stiegenhaus mehrfach "Hitler ist mein bester Freund" gerufen, einen Nachbar bedroht und sich Polizisten widersetzt haben.

Nach einem Streit bei einer Einweihungsfeier setzte ihn ein Freund vor die Tür, woraufhin der 17-Jährige zu randalieren anfing und lauthals Lieder von als rechtsradikal eingestuften Bands skandierte. Einem Hausbewohner, der ihn wegen der Ruhestörung zur Rede stellte, drohte er, ihn zu verprügeln, und schrie: "Alle Asylanten gehören vergast." Als der Angeklagte, der seit seinem zwölften Lebensjahr überwiegend auf der Straße lebt, von der Polizei angehalten wurde, erklärte er, er sei "ein bekennender Rechter", und prahlte damit, Nazi-Lieder wie "Pollakentango" gesungen zu haben. Als er auf die Dienststelle der Polizei gebracht wurde, beschimpfte er die Polizisten, hob wiederholt die Hand zum Hitlergruß und schrie "Sieg Heil". Zudem bedrohte er einen Beamten: Er werde ihn wie einen Juden auf einem Baum aufhängen.

Teilweise geständig vor dem Geschworenengericht

Vor dem Geschworenengericht zeigte sich der 17-Jährige teilweise geständig, doch er könne sich nicht mehr genau an die Nacht erinnern, weil er 18 Bier und einige Mischgetränke an dem Abend getrunken habe. Überhaupt sei der Alkohol zum Problem geworden. Er trinke 15 Bier pro Tag. Dass er die Lieder gesungen habe, glaube er nicht, denn er kenne sie nur bruchstückhaft.

Neben der Wiederbetätigung wurden dem Jugendlichen auch versuchte Nötigung, versuchte Körperverletzung, gefährliche Drohung und Einbruchsdiebstahl vorgeworfen. Zu der teilbedingten Strafe kommen noch drei Monate Haft wegen einer widerrufenen Bewährungsstrafe. Zudem muss er einen stationären Alkoholentzug machen. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 15./16.9.2012)