Frankfurt/Main - Am Freitag stieg die Gemeinschaftswährung erstmals seit Anfang Mai über die Marke von 1,31 US-Dollar. Dafür sind laut Ökonomen vor allem die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (Fed) verantwortlich, die unbeschränkte Anleihekäufe angekündigt haben.

Im Juli war die Gemeinschaftswährung zunächst bis auf 1,20 Dollar gefallen, nachdem sich die Krise an den Anleihemärkten der Krisenländer Italien und Spanien deutlich verschärft hatte. Die Wende brachte dann am 26. Juli EZB-Präsident Mario Draghi. "Die EZB wird alles Notwendige tun, um den Euro zu erhalten", hatte er in London gesagt und hinzugefügt: "Und glauben Sie mir - es wird ausreichen."

Märkte beruhigt

Das Anfang September angekündigte Programm der EZB (OMT) zum Aufkauf von Anleihen der Krisenländer beschleunigte den Anstieg. Vor allem der Verzicht auf eine Beschränkung des Volumens beruhigte die Märkte. "Die EZB kann in beliebigem Volumen helfen", sagt Devisenexperte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. "Die Krise ist somit weniger akut." Das neue Programm sei geeignet, Sorgen um die Größe der existierenden Rettungsmechanismen zu beseitigen.

Tatsächlich hatte die Ankündigung des OMT eine durchgreifende Wirkung auf die Anleihemärkte der Krisenländer. So fiel die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen von 6,5 Prozent Ende Juli auf 4,9 Prozent an diesem Freitag. In Spanien sank die Rendite im gleichen Zeitraum von 7,5 auf 5,5 Prozent. Noch deutlicher war der Rückgang im zweijährigen Bereich. Schließlich will die EZB nur Anleihen mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren kaufen. Spanien und Italien gelten als mögliche Kandidaten für das neue Kaufprogramm.

Während das EZB-Programm eine durchschlagende Wirkung hat, dürfte dies laut Leuchtmann für das am Donnerstag vorgestellte Programm zum Kauf von Hypothekenanleihen (QE3) durch die Fed nicht gelten. "Kaum jemand rechnet damit, dass die Arbeitslosenquote in den USA aufgrund von QE3 signifikant schneller fällt." Es drohten vor allem "Nebenwirkungen" wie höhere Volatilität an den Finanzmärkten und die Gefahr spekulativer Blasen an den Rohstoffmärkten.

Entspannung durch Ankündigung

Aber auch ein anderer Faktor wirkt sich positiv auf den Euro aus: Wenn eine Notenbank zusätzliche Liquidität in die Märkte gibt, schwächt dies normalerweise die eigene Währung. Die US-Notenbank hat klar gemacht, dass sie jeden Monat für 40 Mrd. Dollar (31 Mrd. Euro) Wertpapiere aufkaufen wird. Bei der Europäischen Zentralbank (EZB) ist hingegen noch vollkommen offen, ob sie überhaupt Anleihen kaufen wird. Bisher hat noch kein Euroland einen Antrag gestellt.

Bereits die Ankündigung der EZB-Käufe hat zu einer Entspannung an den Anleihemärkten gesorgt. "Keiner wird gegen die unbegrenzte Feuerkraft der EZB wetten", sagte Panicos Demetriades, Chef der Notenbank Zyperns und EZB-Ratsmitglied. Möglicherweise müsse man also gar keine Anleihekäufe durchführen. Auch der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, erwartet nicht, dass die EZB viele Anleihen erwerben muss. Schließlich seien Spanien und Italien eigentlich solvente Staaten, die nur durch die Verunsicherung der Märkte unter Druck geraten seien.

Die jüngste Erholung des Euro zeigt, dass die EZB das Vertrauen in die Eurozone gestärkt hat und Kapital in die Eurozone zurückfließt. Zudem stellt der US-Dollar angesichts der aggressiven Politik der US-Notenbank und der wirtschaftlichen Probleme der USA eine wenig überzeugende Alternative dar.

Der Anstieg des Euro hat für die Wirtschaft der Eurozone aber auch Nachteile: Exporte werden erschwert, da sie für Nicht-Euroländer teurer werden. Dies trifft besonders die unter Wettbewerbsproblemen leidenden Krisenländer. (APA, 14.9.2012)