Das Limbische System spielt eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Emotionen.

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Mit dem ERC-Starting Grant untersucht das Team um Wulf Eckhard Haubensak die Entstehung von Emotionen in Nervennetzen des Gehirns.

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Wien - Wie Emotionen im Gehirn entstehen, versucht der Neurobiologe Wulf Eckhard Haubensak vom Forschungsinstitut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien zu klären. Für dieses Vorhaben wurde ihm wie berichtet mit dem "Starting Grant" ein mit 1,5 Mio. Euro dotierter Wissenschaftsförderpreis des Europäischen Forschungsrats (European Research Council, ERC) zuerkannt.

Ähnlich wie Sehen oder Hören basieren auch Gefühle auf neuronaler Aktivität. Man nimmt an, dass Emotionen durch die Aktivität verschiedener Areale im Gehirn entstehen; konkret in Hirnrinde, Stammhirn und den sogenannten Mandelkernen (Amygdalae). Diese Komponenten bilden ein komplexes Netzwerk neuronaler Schaltkreise, das allerdings in den Details noch unverstanden ist, teilte das IMP in einer Aussendung mit.

"Der ERC Grant ermöglicht es, innovative Forschungsprojekte relativ unbürokratisch anzugehen", freute sich Haubensak. Im Rahmen des Projekts wollen der aus Deutschland stammende Wissenschafter und sein Team emotionale Schaltkreise in diesem Netzwerk kartieren und untersuchen, wie Emotionen im Zusammenspiel einzelner Schaltkreiselemente entstehen. Dies soll bei Mäusen untersucht werden, die einerseits emotionales Verhalten zeigen und deren Gehirnanatomie andererseits einen Vergleich mit dem Menschen zuließen.

Viren für die Sichtbarkeit

Um emotionale Schaltkreiselemente sichtbar zu machen, nutzen die Wissenschafter die Eigenschaft mancher Viren, bestimmte Nervenzellen zu befallen und an ihnen entlang bis ins Gehirn zu wandern. Ein zuvor in die Viren eingeschleustes fluoreszierendes Protein hinterlässt dabei eine Leuchtspur, miteinander verschaltete Neuronen werden so sichtbar. Welche Funktion die so markierten Schaltkreise haben, können die Forscher mit Hilfe der Optogenetik untersuchen. Diese erlaubt es, bestimmte Gruppen von Nervenzellen mittels Licht an- und auszuschalten. So kann unmittelbar festgestellt werden, wie sich dies auf den emotionalen Zustand und das Verhalten auswirkt.

Im Rahmen des Projekts wollen die Wissenschafter auch untersuchen, wie Gene und Psychopharmaka die Aktivität dieser Schaltkreise verändern und damit Emotionen beeinflussen. Die Forscher hoffen, damit auch Erkenntnisse über emotionale Störungen zu gewinnen. Könnte man Medikamente entwickeln, die selektiv auf bestimmte Schaltkreise im Gehirn einwirken, ließen sich in Zukunft psychiatrische Erkrankungen gezielter und mit geringeren Nebenwirkungen therapieren. (APA/red, derStandard.at, 15.9.2012)