Wien - Neue Technologien werden zunächst vor allem bewundert oder skeptisch aufgenommen. Wie technische Sensationen künstlerisch wiedererforscht und anders eingesetzt werden können, thematisiert das Festival für digitale Kunst und Kulturen Paraflows.7 im Weißen Haus, Argentinierstraße 11. Zu erleben sind bei Reverse Engeneering eine Ausstellung, ein Symposium, eine Film- und eine Konzertreihe.
Die Schau zeigt spannende Arbeiten von 19 Künstlerinnen und Künstlerpaaren, die bestehende Technologien auf jene Möglichkeiten hin ausleuchten, an die ihre Erfinder so nicht dachten. Hanakam Schuller aus Essen und Wien etwa haben aus einem historischen Buch über die heute überall präsente Fotografie ein Science-Fiction-Video mit dem Titel invasion produziert.
Die Berlinerin Ulrike Gabriel wiederum observierte mit Kameras den Gebrauch öffentlicher Mistkübel in einer deutschen Stadt und präsentiert nun das penibel empirisch aufgearbeitete Ergebnis in ihrer interaktiven Installation trash hits. Und die Wienerin Sylvia Eckermann zeigt in ihrer Video-Raumistallation Crystal Math ein Netz aus Nylonfäden, auf das ein sprechender männlicher Kopf projiziert ist. Hier geht es um die Trennung von Mensch und Kommunikationsnetzen in den maschinengesteuerten Abläufen des Finanzmarkts.
Bereits heute, Freitag, 14 Uhr, beginnt das Paraflows-Symposium Open. Dissect. Rebuild. im MQ Quartier 21 mit u. a. Amelia Andersdotter von der schwedischen Piratenpartei, dem Biologen Markus Schmidt und der Informatikerin Sylvia Johnigk. Bis zum 16. 9. wird über Reverse Engeneering reflektiert. Im Filmarchiv sind ab 17. 9. drei Programme zu Avantgarde und Zeitgeschichte zu sehen. Und am 20. 9. beginnt eine viertägige Konzertreihe.
Außerdem wird im Rahmen des Festivals heute, Freitag, 20 Uhr, in der Kieslerstiftung das Buch How to Make the World Work über Buckminster Fullers World Game vorgestellt. (Helmut Ploebst, DER STANDARD, 14.9.2012)