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Bei Korneuburg soll verschmutztes Wasser in die Donau geronnen sein - wie genau es dazu kam, ist nach wie vor unklar.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Korneuburg/Wien - "Es ist mir ein Rätsel, wieso die Behörden nicht auf die Idee gekommen sind, das Wasser auch auf andere Pestizide untersuchen zu lassen", wundert sich Helmut Burtscher, Chemieexperte der Umweltschutzorganisation Global 2000.

Schon seit Frühjahr 2011 ist bekannt, dass das Grundwasser in Korneuburg mit dem Pestizid Thiamethoxam verunreinigt ist, das Pflanzensamen in der Erde vor Insekten schützen soll. Vor zwei Wochen haben Umweltschützer bei Tests nun auch Clopyralid im Grundwasser gefunden, sagt Global 2000. Die Organisation befürchtet zudem, dass verunreinigtes Wasser in die Donau geflossen sein könnte.

Obwohl die Bezirkshauptmannschaft in den letzten eineinhalb Jahren zahlreiche Wasseranalysen durchgeführt hatte, wurde das zweite Pestizid nicht früher gefunden. "Es wurden genaue Grundwasserscreenings durchgeführt, aber es gab keinerlei Anzeichen auf Clopyralid", erklärt die Korneuburger Bezirkshauptfrau Waltraud Müllner-Toifl.

Laut Global 2000 ist ein Unfall in einer nahen Chemiefabrik schuld an den Verschmutzungen: Im August 2010 war es im Pharmadistributionszentrum der Firma Kwizda-Agro zu einem Zwischenfall gekommen. "Aufgrund eines Lecks konnten drei Kubikmeter Waschwasser, mit dem unsere Anlagen gereinigt werden, aus der Abwassergrube entrinnen", erklärt die Pressesprecherin des Unternehmens.

"Wir haben den Vorfall aber sofort gemeldet und sichergestellt, dass das Thiamethoxam nicht ins Grundwasser abdriftet. Clopyralid ist keines ausgetreten." Sämtliche weitere Schritte seien mit den Behörden koordiniert und von diesen als gut befunden worden. Durch Sicherheitsmaßnahmen wie Sperrbrunnenketten und aufgrund der Wasserfließgeschwindigkeit sei es unmöglich, dass der Unfall der Grund für die Verunreinigung des Trinkwassers sei, argumentiert Kwizda-Agro. Zudem habe man in den Filtern, durch die das Waschwasser gelaufen war, keine Spuren der Pestizide gefunden.

Nur langsam abgebaut

Sicher ist bisher nur, dass sowohl Thiamethoxam wie auch Clopyralid schädlich für die Umwelt sind. Beide Pestizide werden nur sehr langsam abgebaut und sind vor allem für Insekten, Bienen und Wasserorganismen gefährlich. Dass der Kontakt mit dem kontaminierten Wasser nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen gefährlich ist, ist laut Global 2000 nicht bestätigt. Man wolle aber lieber auf Nummer sicher gehen, heißt es von der Organisation.  (kar, DER STANDARD, 14.9.2012)