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Paul Schauer sagt, er habe auf die Gesprächskultur im Schwimmverband keinen Bock mehr.

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Wien/Linz - "Das inzwischen unerträgliche Niveau der Diskussion um den Schwimmverband, welches auf bewusst gestreuten Gerüchten und Verleumdungen fußt, hat eine Schmerzgrenze erreicht", hielt Paul Schauer am Donnerstag fest. Im Gespräch mit dem STANDARD präzisierte er und führte die Causa Dinko Jukic als Hauptgrund für seinen Rücktritt als Präsident des Verbands (OSV) an. Jukic, der Funktionäre beleidigt hatte und für zehn Monate gesperrt worden war, habe "Gift gestreut, um seine Interessen durchzubringen". Schauer, der sich am Samstag beim Verbandstag in Linz für eine dritte Amtszeit wählen lassen wollte, will nun "in einem solchen Klima und in einem Verband, in dem Jukic vielleicht wieder schwimmt, nicht mehr Präsident sein".

So gesehen hat sich das Blatt gewendet. Zunächst hatte Jukic gesagt, er werde unter einem Präsidenten Schauer nicht mehr schwimmen. Der Olympiavierte beruft beim Verbandstag am Samstag offiziell gegen seine Sperre. Doch nicht nur wegen Jukic, sondern ganz generell rumort es im OSV. Für Aufregung sorgt die Tatsache, dass der Verband seit Jahren zwei finanzielle Gebarungen parallel abwickelt. So fließen öffentliche Fördergelder ins offizielle Verbandsbudget, wohingegen Sponsorgelder über eine 2005 gegründete "Pool GmbH" abgerechnet werden.

Schauer (65) sah sich Kritik ausgesetzt - und musste mit einer Gegenkandidatur rechnen. David Ungar-Klein (40), Chef der Marketing-Agentur Create Connections, Organisator des Wiener Kongresses com.sult und Mitglied des Vereins Hakoah, hat mehrfach kundgetan und am Donnerstag bestätigt, mit einer eigenen Liste antreten zu wollen. "Ich will die Athleten wieder in den Vordergrund stellen und die Strukturen im Sinne des Sports verbessern." Schauer fand es zunächst " demokratiepolitisch sogar gut, wenn es eine zweite Kandidatur gibt". Nun könnte die zweite Kandidatur die einzige sein. Ungar-Klein ist ehemaliger Schwimmer, bestreitet noch Masters-Bewerbe, sagt: "Ich komme aus dem Sport und bin ein Mann des Sports."

Finanzdebatten

Bevor ein neuer Vorstand gewählt wird, muss freilich der alte entlastet werden. Und das könnte sich zumindest als problematisch erweisen. Denn die drei OSV-Rechnungsprüfer regen sich sehr darüber auf, dass sie von der "Pool GmbH" keine Kenntnis gehabt hätten. Otto Klenner wird stellvertretend auch für seine Kollegen Peter Müller und Klaus Streisselberger reden. Klenner, nebenbei Obmann des großen Vereins Schwimmunion Wien, scheidet jedenfalls aus seiner Funktion aus, steht laut eigener Angabe weder auf Schauers neuer Liste noch auf jener von Ungar-Klein, mit dem er allerdings in gutem Einvernehmen ist. Seitens der Rechnungsprüfer ist jedenfalls von "Ungereimtheiten" in der Ära Schauer die Rede.

Allerdings ist die ominöse GmbH aus einem Verein hervorgegangen, den der Schwimmverband schon zu Beginn der 90er-Jahre gegründet hatte und von dessen Existenz die Rechnungsprüfer sehr wohl Kenntnis hatten. Dass dieser Verein nicht in ihren Prüfbereich fiel, wurde ihnen immer wieder mitgeteilt, und sie haben es immer wieder geschluckt. Schauer sagt jedenfalls, die GmbH-Konstruktion sei "völlig normal" und bei auch vielen anderen Verbänden Usus.

Was bleibt, ist die Tatsache, dass die OSV-Rechnungsprüfer die OSV-GmbH nicht prüfen konnten. Laut Schauer hat es auch in der GmbH "Kontrollinstanzen gegeben, nämlich den Finanzreferenten und meine Person". Der Finanzreferent heißt Walter Benesch, er ist Geschäftsführer der GmbH und Finanzreferent des Verbands in Personalunion. Kritiker meinen, Benesch würde sich selbst prüfen. Schauer verweist auf einen Wirtschaftsprüfer, der ebenfalls hinzugezogen worden sei. "Das lief alles ganz sauber ab."

Gespaltenes Schwimmlager

Was Dinko Jukic betrifft, so hat der OSV noch nichts von jener Klage (beim Arbeitsgericht) gehört, die Jukic-Anwalt Thomas Krankl angekündigt hat. Vielleicht wartet Krankl ab, ob der Verbandstag, auf dem heimische Vereine je nach Größe eine oder mehrere Stimmen haben, die Sperre von Jukic aufhebt. Eine einfache Mehrheit reicht. Vielleicht hätte Jukic, der auch das Schwimmerlager spaltet, größere Chancen, würde er auf eine Verringerung seiner zehnmonatigen Sperre abzielen. Das tut er nicht, er verlangt die "ersatzlose" Streichung. Der Verbandstag wird ein spannender, und er wird, das steht schon fest, die Wellen nicht zum Verebben bringen. (Fritz Neumann, DER STANDARD, 14.9.2012)