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Weniger Einkommen, mehr Erwerbstätigkeit. Studierende müssen ihren Lebensunterhalt immer mehr selbst verdienen.

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Die angespannte Situation bei Österreichs Studierenden zeigt sich auch anhand der neuesten Studierendensozialerhebung, die am Freitag präsentiert wurde. Das Institut für Höhere Studien (IHS) untersuchte dafür die soziale Lage der Studierenden. Mehr als 44.000 Studierende wurden im Sommersemester 2011 in einer Online-Umfrage über ihre soziale Situation befragt.

1.000 Euro, zu 42 Prozent selbst erarbeitet

Österreichs Studierende haben im Durchschnitt rund 1.000 Euro pro Monat zur Verfügung, wobei das Budget je nach Alter sehr unterschiedlich ist. Studierende unter 20 Jahren hatten im Untersuchungssemester 643 Euro pro Monat zur Verfügung, 25-Jährige 876 Euro und 30-jährige Studierende 1.148 Euro. Rund ein Drittel der Studierenden muss aber mit maximal 700 Euro pro Monat auskommen.

Den Hauptanteil des Budgets erwirtschaften die Studierenden selbst. 42 Prozent des Studierendeneinkommens stammen aus der eigenen Erwerbstätigkeit, 38 Prozent stellt die Familie (wobei hier die Familienbeihilfe schon eingerechnet ist), und rund acht Prozent kommen aus der Studienförderung. Von den inländischen Studierenden erhielten 58 Prozent im Sommersemester 2011 irgendeine Form staatlich finanzierter Beihilfe.

Gegenüber der letzten Studierendensozialerhebung aus dem Jahr 2009 zeigt die Studierendensozialerhebung 2011 eine Verschiebung bei der Hauptfinanzierungsquelle: Der größte Anteil des Studierendeneinkommens stammt nun aus der eigenen Erwerbstätigkeit. 2009 stammten jeweils 40 Prozent des Einkommens von der Familie oder aus Erwerbstätigkeit. Im Jahr 2006 stammten noch 34 Prozent des Studierendeneinkommens aus Erwerbstätigkeit.

Weniger Geld, höhere Ausgaben

Generell ist das Budget der Studierenden kaufkraftbereinigt um rund zwei Prozent gesunken. Zusätzlich stiegen die Kosten der Studierenden seit der Erhebung 2009 um drei Prozent, vor allem Wohungs- und Ernährungskosten stiegen überdurchschnittlich stark an. Die Gesamtkosten wuchsen insgesamt um 30 Euro. Zehn Prozent der Studierenden geben an, von sehr starken finanziellen Schwierigkeiten betroffen zu sein.

Der durchschnittliche Studierende arbeitet 43,6 Stunden in der Woche, 31,2 Stunden davon werden für die Universität aufgewendet. 12,4 Stunden verbringen die Studierenden mit der Erwerbsarbeit.

Mehrheit arbeitet während des Semesters

63 Prozent der Studierenden arbeiteten während des Sommersemesters 2011, das bedeutet einen leichten Anstieg um einen Prozentpunkt im Vergleich zu 2009.

Elf Prozent der Studierenden arbeiteten durchgängig 35 Stunden die Woche. 37 Prozent der Studierenden sind während des Semesters nicht erwerbstätig, knapp ein Viertel sind bis zu zwanzig Stunden pro Woche erwerbstätig, zehn Prozent zwischen 20 und 35 Stunden. Je älter die Studierenden sind, desto höher ist die Erwerbsquote. Studierende aus einkommensschwachen Schichten arbeiten zwar nicht öfter als ihre Kommilitonen, aber mehr Stunden und häufiger aus einer finanziellen Notwendigkeit heraus.

Wenngleich 62 Prozent der Studierenden "Berufsorientierung" als Grund für ihre Arbeitstätigkeit angeben, gibt es für 80 Prozent der Studierenden auch eine finanzielle Notwendigkeit.

Schwierige Vereinbarkeit mit Studium

Studium und Beruf lassen sich aber nicht so einfach miteinander vereinbaren: 29 Prozent der Studierenden haben Probleme, die beiden Tätigkeiten aufeinander abzustimmen, 37 Prozent möchten ihre Erwerbstätigkeit reduzieren.

Die Erwerbstätigkeit wirkt sich auch auf das Studium aus. Studierende, die bis zu zehn Stunden pro Woche arbeiten, haben kaum eine geringere Studienintensität als nichtarbeitende Kollegen. Darüber hinaus jedoch verringert sich die für das Studium aufgewendete Zeit pro Arbeitsstunde um eine halbe Stunde.

Höhere Wohnkosten

Eine Veränderung gibt es bei der Wohnsituation. Im Durchschnitt betragen die Wohnkosten von Studierenden 350 Euro im Monat - wobei jene, die noch zu Hause wohnen, nicht eingerechnet sind.

Die Wohnkosten sind seit 2009 um sieben Prozent gestiegen. Rund die Hälfte der Studierenden leben in einer eigenen Wohnung, 18 Prozent bei den Eltern, ein Viertel in einer Wohngemeinschaft und neun Prozent in einem Studentenwohnheim. Der Anteil der Studierenden, die zu Hause oder in einem Wohnheim leben, sank gegenüber 2009 ebenso wie der Anteil der WG-Bewohner.

Studierende sind auch durch gesundheitliche Beschwerden in ihrem Studium eingeschränkt. 45 Prozent der Befragten gaben zumindest eine der abgefragten psychischen Beschwerden an (z. B. Leistungsdruck, Versagens- und Existenzängste), 47 führen andere Stressfaktoren an. Zwölf Prozent der Studierenden haben eine Behinderung oder eine andere gesundheitliche Beeinträchtigung, die sich auf ihr Studium auswirkt.

Lange Studiendauer

Österreichs Studierende sind Langzeitstudenten. Von jenen StudienanfängerInnen, die im Wintersemester 2003/04 ihr Studium aufnahmen, hatten nach 16 Semestern lediglich 44 Prozent ihr Studium abgeschlossen. 29 Prozent hatten das Studium ohne Abschluss abgebrochen, 27 Prozent waren nach wie vor an der Universität inskribiert.

An Fachhochschulen liegt die Erfolgsquote höher. Hier haben rund zwei Drittel der Studierenden nach acht Semestern ihr Studium abgeschlossen. Nach zwölf Semestern waren es gar 80 Prozent.

Frauen haben allgemein eine höhere Erfolgsquote als Männer.

Noch immer bestimmt die soziale Herkunft die Studienmöglichkeit. Kinder aus bildungsnahen Familien haben eine um den Faktor 2,5 höhere Wahrscheinlichkeit als Kinder bildungsferner Schichten, ein Studium aufzunehmen. Allerdings ist durch die Entwicklung des Fachhochschulsektors die Überrepräsentanz bildungsnaher Schichten gesunken. (Sebastian Pumberger, derStandard.at, 14.9.2012)