Bahnbrechende Innovation im Wiener Wohnbau, oder nur ein g'spaßiger Ausbruch aus dem ewig Gleichen? Das erst kürzlich an seine Bewohner übergebene "Bike & Swim"-Wohnhaus in der Vorgartenstraße im 2. Bezirk (Leopoldstadt) hat jedenfalls neben dem Schwimmbad auf dem Dach nun auch eine noch viel offensichtlichere Attraktion: gläserne "Eier", die für manche Bewohner im ersten Stock eine willkommene Erweiterung ihrer privaten Freifläche darstellen.

Die Architekten Günter Lautner und Nicolaj Kirisits nennen ihr für den Bauträger Gesiba entworfenes Gebäude deshalb auch "Haus mit Salettl".

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Im Gegensatz zu den meisten Salettln befinden sich diese hier jedoch in luftiger Höhe. Sie scheinen fast über dem Gehsteig zu schweben, sind nur durch eine fragile Brücke mit der Wohnung verbunden.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Die Idee dafür entstand aus den Vorgaben des städtebaulichen Wettbewerbs. "Versunkene Gärten" sollten geplant werden, die im Erdgeschoß Distanz zur Straße schaffen. Die darüber "schwebenden" Salettln wiederum bringen viel Licht ins Kellergeschoß, wo sich Büros befinden.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Lautner und Kirisits waren die Einzigen, die diese Herausforderung tatsächlich annahmen und mit den Salettln umsetzten.

Wie das "Ei" schließlich genutzt wird, bleibt jedem Bewohner selbst überlassen. Eines ist dabei jedoch unausweichlich: Intimität und Privatsphäre sucht man vergeblich, für Inszenierung und Selbstdarstellung ist dafür umso mehr Platz.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Und so freut sich der eine über den perfekten Ort für seinen Lounge-Chair, der andere stellt seine Thujen im Halbkreis auf, und der Dritte denkt praktisch: Hinter dem Glas-Ei herrschen ideale Verhältnisse zum Trocknen der Wäsche!

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Dabei ist der "urbane Präsentierteller" durchaus auch eine statische Meisterleistung. Gehalten von drei schrägen Stahlstelzen hält er laut Statiker auch die "Moves" einer schwungvollen Party aus.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Und äußerst ungewöhnlich ist auch der Blick aus dem Fenster einer Salettl-Wohnung: Hier "parkt" das persönliche Balkon-Ufo direkt vor dem eigenen Balkon.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Wer kein "Ei" hat, hat immerhin einen "normalen" Balkon und holt sich so ein bisschen Grün in die Wohnung.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Und wie würden eigentlich die Architekten das Ei, Ufo oder Salettl nutzen? "Ich würde mir darin einen Dschungel wachsen lassen und eine Hängematte hineinhängen", sagt Günter Lautner.

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info

Bei so viel Gemütlichkeit könnte man doch glatt das eigentliche Highlight des Hauses, den schon erwähnten Pool am Dach samt Sauna und Infrarotraum, vergessen. Dabei gibt es erst von hier aus den wahrhaft imposanten Ausblick auf die wachsende Skyline der Donaucity. (red, derStandard.at, 14.9.2012)

Foto: Michael Hierner/www.hierner.info