Der Sparkurs setzt den Universitäten arg zu

montage: derStandard.at
Wien/Graz – Das Ministerbüro versucht zu kalmieren: Den Fachhochschulen stünden ohnehin 15 zusätzliche Millionen Euro zur Verfügung. Damit sind die "kleinen Universitäten" aber nicht zufrieden. Denn die Bundesbudgetmittel pro Studienplatz sind seit Gründung der Fachhochschulen 1994 konstant geblieben.

Der Bund kürzt, wie vom Standard aufgedeckt, nun die Zuschüsse für jene Studiengänge, die bereits voll ausgebaut sind – das heißt, für jene die bereits einmal Absolventen hervorgebracht haben – um 20 Prozent. Das betrifft 67 der 142 Studiengänge. Der Sparkurs trifft die an sich noch im Aufbau befindliche Bildungs- und Forschungseinrichtung der Fachhochschulen empfindlich und "völlig unerwartet", sagte der Präsident der FH-Konferenz Werner Jungwirth.

Schwere Vorwürfe richtete am Dienstag SPÖ-Bildungssprecher Erwin Niederwieser an das Wissenschaftsministerium. Dieses "schrecke" bei den Einsparungen "nicht vor Erpressungsversuchen zurück".

Während die Fachhochschulen noch ausloten, in welchen Ausmaß und wo gespart werden muss, nimmt die Budgetkrise an den Universitäten zunehmend konkrete Formen an. An der Technischen Universität Graz, die eine Budgetkürzung um 8,2 Prozent (6 Millionen Euro) verarbeiten muss, bleiben dringend anstehende Renovierungen derzeit liegen. Beispiel: Die Klimaanlage der Aula ist seit langem desolat, sie müsste ersetzt werden. In den letzten Wochen hätten bei akademischen Verleihungen bereits – wegen der Hitze in der Aula – etliche Ohnmachten nach Kreislaufkollaps behandelt werden müssen, erzählt man dem Standard. Die Renovierung der Klimaanlage soll jetzt gänzlich gestrichen werden wie auch die dringende Sanierung der Gebäude für die Hochspannungstechnik, wo ebenso das Heizungssystem erneuert werden müsste.

Die Montanuniversität Leoben muss Berufungszusagen für neue Professoren aussetzen, sagt Rektor Wolfgang Pöhl. Die Wachstumsstrategie der Universität sei gestoppt.

An der Veterinärmedizinischen Universität Wien droht nach den Budgetkürzungen die Einstellung der österreichweiten Tierrettung. Die prognostizierten 1,3 Millionen Euro Investitionskosten entsprächen dem Stand 1991, beklagt Rektor Wolf Dietrich Von Fircks.

Die Wiener Universität für angewandte Kunst muss nach eigenen Angaben heuer mit einem um 33 Prozent verminderten operativen Budget rechnen. Notwendige Gebäudeinstandhaltungen, aber auch Ausstellungen könnten nicht finanziert werden.

Die Universität für Bodenkultur (Boku) Wien klagt über eine Reduktion ihres Budget um drei Millionen Euro. Sogar laufende Forschungsprojekte seien gestrichen werden.

Zwei Millionen Euro fehlen wiederum der Universität Klagenfurt. Gefährdet ist die Fortführung mehrjähriger Projekte, gecancelt werden wohl auch hier Gebäudesanierungen.

Den Lehrbetrieb nicht mehr im vollen Umfang garantieren kann die Universität für Musik und darstellende Kunst Wien. 2,5 Millionen Euro fehlen nach Auskunft der Universität. Die Universität Graz klagt über ein Budgetloch im Ausmaß von 7 Millionen Euro. Es wurden alle Beschaffungsvorgänge gestoppt.(Walter Müller/DER STANDARD, Printausgabe, 2.7.2003)