Neben Rat und Zentralverband der Kärntner Slowenen gibt es nun eine dritte Organisation. Deren Obmann ist Bernard Sadovnik, der als Ratschef zurücktreten musste. Eine weitere Spaltung schwäche bloß die Volksgruppe, meinen hingegen die Kritiker.

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Klagenfurt – Die Grabenkämpfe zwischen den Kärntner Slowenenorganisationen gehen weiter. Am Wochenende ist neben dem katholisch-konservativen Rat und dem linksgerichteten Zentralverband eine dritte Organisation der Kärntner Slowenen präsentiert worden. Es handelt sich um die "Gemeinschaft der Kärntner Slowenen und Sloweninnen/ Skupnost koroskih Slovencev in Slovenk, SKS".

Deren Obmann ist der seiner eigenen Abwahl durch Rücktritt zuvorgekommene ehemalige Ratsobmann Bernard Sadovnik. Auch sonst finden sich innerhalb der neuen Organisation Sadovnik- Freunde und Verwandte, wie etwa sein ehemaliger Stellvertreter im Rat, Reginald Vospernik, oder der gekündigte Ratssekretär Franc Wedenig sowie ehemalige Funktionäre der Enotna Lista/Einheitsliste, die nicht mehr als Gemeinderäte nominiert wurden.

Sadovnik will seinen bisherigen Konsenskurs – seine Kritiker sprachen von "Kniefälligkeit" – gegenüber der Landes- und Bundespolitik fortsetzen, der ihn letztlich den Sessel des Ratsobmannes gekostet hatte. Sadovnik strebt außerdem ein gemeinsames Dach für alle drei Slowenenorgansiationen an. Applaus für die Neugründung kam lediglich von FP-Chef Martin Strutz.

Bei Slowenenfunktionären und an der Basis stößt Sadovniks neuer Verein, der sich bisher aus etwa 50 Mitgliedern zusammensetzt, weitgehend auf Ablehnung.

Das Ganze sei "absolut sinnlos", findet Rudi Vouk, der neue stellvertretende Ratsobmann im Gespräch mit dem Standard: Es bedeute de facto eine "weitere Schwächung" der Kärntner Slowenen: "Das erleichtert nur die politischen Ränke derer, die schon bisher die Slowenenorganisationen gegeneinander ausgespielt haben."

Denn ein gegenüber der Politik "willfähriger" Bernard Sadovnik könnte versuchen, mit seiner Organisation in den Volksgruppenbeirat, in dem nicht nur Volksgruppenorganisationen, sondern auch Vertreter politischer Parteien sitzen, zu gelangen und dort möglicherweise Vorsitzender werden. Vouk: "Der Volksgruppenbeirat wird vom Bundeskanzler ernannt, ich hoffe doch, dass die Republik mit den seit einem halben Jahrhundert anerkannten Vertretungsorganisationen zusammenarbeitet."

"Trotzreaktion"

Für den neuen Ratssekretär Marjan Pipp ist der neue Sadovnik-Verein nur die "Trotzreaktion eines Beleidigten". Er sieht aber auch Zusammenhänge zwischen Sadovniks Doppelfunktion als Obmann der neuen Slowenenorganisation und als Präsident des Vereins Alpe Adria Crossborder Cooperation (AACC), der auch aus Landesmitteln gefördert wurde. "Das war einer der Gründe, warum Sadovnik das Vertrauen als Ratsobmann verloren hat."

Daran, dass sich die Situation der Slowenen durch eine weitere Organisation verbessere, scheint in Kärnten niemand zu glauben. (Elisabeth Steiner/DER STANDARD, Printausgabe, 1.7.2003)