Foto: ESO

Garching - Zumindest im Bereich Astronomie muss man keine journalistische Fantasie bemühen, um Themen knallig an den Mann und die Frau zu bringen - das erledigen die Forscher gleich selbst. Von einem "Hexenbesen" spricht die Europäische Südsternwarte (ESO) angesichts einer neuen Aufnahme des Emissionsnebels NGC 2736, der ansonsten den eher prosaischen Namen Bleistiftnebel trägt. Im Englischen heißt er nach dem Astronomen, der ihn 1835 entdeckte, auch "Herschel's Ray".

Der etwa 815 Lichtjahre entfernte Nebel ist der sichtbare Überrest der sogenannten "Vela-Supernova", die vor etwa 11.000 Jahren im Sternbild Segel des Schiffs stattfand. Diese Supernova hat nicht nur einen Pulsar hinterlassen, sondern auch einen etwa 100 Lichtjahre durchmessenden Nebel. Der Bleistiftnebel mit seinen Filamenten ist nur ein kleiner Teil der gesamten Struktur. Das helle Leuchten des Emissionsnebels kommt dadurch zustande, dass die Schockwelle der Supernova auf interstellares Gas traf und es auf es mehrere Millionen Grad aufheizte.

Und dieser Hexenbesen zischt in der Tat durchs All: Mit rund 650.000 km/h bewegt sich der Nebel mit so hoher Geschwindigkeit durch das interstellare Medium, dass sich seine Position am Himmel innerhalb eines Menschenlebens sichtbar verändert. (red, derStandard.at, 12. 9. 2012)