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Ab 9. Dezember brauchen die schnellsten railjets für die Strecke von Wien-Westbahnhof nach St. Pölten nur mehr 25 Minuten.

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So sieht die neue Hochgeschwindigkeitsstrecke im Detail aus.

Grafik: Der Standard

Bei einer Testfahrt auf der neuen Strecke stellten sich ÖBB-Vorstand Franz Seiser, Bundesministerin Doris Bures und ÖBB-Vorstandsvorsitzender Christian Kern den Fragen der Presse.

Foto: ÖBB/ Florian Wieser

Wien - Ab Dezember wird sich für Bahnreisende die Fahrtzeit von Wien nach St. Pölten und retour deutlich verkürzen. Durch die Inbetriebnahme der neuen Strecke mit dem Lainzer- und Wienerwald-Tunnel werden die Railjet-Züge der ÖBB mit bis zu 230 km/h fahren. Auch Westbahn-Züge werden die Strecke bedienen.

Damit wird der Ausbau zur viergleisigen Westbahn fortgesetzt. Das Investitionsvolumen für die Neubaustrecke sowie für den Lainzer Tunnel liegt bei rund 2,8 Milliarden Euro, die projektierten Kosten wurden laut ÖBB-Vorstand Franz Seiser um rund 100 Millionen Euro unterschritten.

Autos ohne Chance

Für Verkehrsministerin Dores Bures (SPÖ) eine wichtige Investition: "Auf der Westbahn ist die Zukunft der Bahn bereits Realität, auf der Südbahn müssen wir sie noch gestalten". Von den heutigen Investitions-Entscheidungen der Bahn-Infrastruktur würden auch noch die künftigen Generationen profitieren. Mit der schnelleren Verbindung hänge die Bahn auf dieser Strecke wirklich das Auto ab. "Ich würde keinem Autofahrer empfehlen, zu versuchen so schnell zu sein wie die Bahn", warnte Bures.

ÖBB-Vorstandschef Christian Kern verwies bei einer Pressetestfahrt im Railjet auf das Gesamtkonzept: Neben den Investitionen in die Infrastruktur verbessere Do & Co das Speisen- und Getränkeangebot in den Zügen, WLAN werde angeboten, Tickets könnten übers Smartphone gekauft werden. "Bahnfahren wird insgesamt einfacher und bequemer", resümierte der Holding-Chef. Durch den Streckenausbau rechne die Bahn im nächsten Jahr mit einer Million mehr Kunden.

Kern: Bahn erfüllt gesellschaftliche Aufgaben

Der durch ÖVP-Chef Michael Spindelegger aufgebrachten ÖBB-Privatisierungsdiskussion erteilten sowohl Kern als auch Bures erneut deutliche Absagen. Die Bahn erfülle eine gesellschaftliche Aufgabe in Österreich, betonte Kern. Es werde immer eine öffentliche Aufgabe bleiben, in die Infrastruktur zu investieren.

Dabei strebe die Bundesbahn an, so viele Strecken wie möglich zu bedienen und die betriebswirtschaftlichen Ziele dementsprechend zu formulieren: Im Güterverkehr werde etwa bei Transporten für die Holzindustrie ein Nullergebnis angestrebt - ein privater Eigentümer würde aber Gewinne machen wollen. Heuer werden die ÖBB schwarze Zahlen schreiben, aber ohne dass die öffentlichen Leistungen erhöht wurden, so Kern. Details zum Ergebnis wollte er noch nicht preisgeben.

Bures auch gegen Privatisierung

Auch Bures lehnt die Privatisierungsdebatte ab. Im Regierungsprogramm gebe es keinen Privatisierungsauftrag. Bures wundert sich auch, wie die Debatte geführt werde: Jedes kleine Bahn-Grundstück müsse vor dem Verkauf europaweit ausgeschrieben werden, und nun wolle die ÖVP die ganze ÖBB quasi freihändig an den angehenden Parteigründer und Unternehmer Frank Stronach vergeben, fragt sich die SPÖ-Politikerin.

Mit Fahrplanwechsel am 9. Dezember wird die neue rund 60 Kilometer lange Strecke in Betrieb genommen. Mehr als die Hälfte der Strecke Wien-Meidling - St. Pölten verläuft in insgesamt acht Tunnels. Bis zur Inbetriebnahme werden noch Großübungen im Sicherheitsbereich durchgeführt, in die neben den Berufsrettern auch freiwillige Feuerwehren etc. eingebunden werden.

Die schnellste Fahrt mit dem railjet von Wien-Meidling nach St. Pölten wird künftig 25 Minuten betragen. Auch Pendler aus anderen niederösterreichischen Gemeinden sollen profitieren. Der neue Bahnhof Tullnerfeld soll für die gesamte Region die Anbindung verbessern. (APA, 12.9.2012)