Ohne Chance auf Überprüfbarkeit: Die Zahl jener Eltern, die ihr mit Schultüten und -taschen bepacktes sechsjähriges Kind dieser Tage ohne flaues Gefühl im Magen in der ersten Klasse abgeliefert haben, tendiert wohl gegen null. Denn während die Kleinen sich auf das freuen, was sie jetzt endlich lernen "dürfen", wissen die Großen aus eigener Erfahrung, wie das ist mit dem gern zitierten Ernst des Lebens.

Sie wissen: In den kommenden (mindestens neun) Schuljahren wird - für manche früher und für die, die Glück, Geld oder das richtige Elternhaus haben, später - der Moment kommen, wo Lernen und Spaßhaben nicht mehr Geschwister im Geiste sind. Da heißt es irgendwann büffeln für die Prüfung statt lernen fürs Leben.

Diese Grundproblematik ist nicht Gegenstand von "education at a glance". Aber darüber nachzudenken, inwiefern unser Verständnis von Bildung den künftigen Anforderungen an unsere Kinder noch gerecht werden kann, ist sicher einer der wichtigsten Aufträge, der bei einem zweiten Blick auf die Datenlage zu erfüllen ist. Denn Lernen und Angst, Wissen und Belehrtwerden schließen einander aus. Die Studienergebnisse sind mit Fokus Österreich so wenig überraschend, dass der Kommentar, der die frühe Entscheidung für einen Bildungsweg anprangert, schon im Vorfeld hätte geschrieben werden können. Doch mit der gemeinsamen Schule fängt die Revolution erst an. (Karin Riss, DER STANDARD, 12.9.2012)