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WIFO-Chef Aiginger: "Bildung ist eine Baustelle, die sich bewegt, keine, die stillsteht."

Foto: reuters/Niesner

Wien - Die österreichische Wirtschaft braucht weiter einen "Mix an Qualifikationen". Zwar entwickle sich die Wirtschaft derzeit in eine Richtung, die primär höhere und berufsübergreifende Qualifikationen benötige - gleichzeitig dürfe man aber die Ausbildung für den berufsspezifischen bzw. mittleren Sektor nicht zurückfahren, empfiehlt die am Dienstag präsentierte Studie "Bildung 2025" des Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo). 

Laut der Studie sind das "Rückgrat" der österreichischen Wirtschaft auch weiterhin Branchen mit einer mittleren Ausbildungsintensität, weshalb auch die berufsspeziefische Ausbildung weitergeführt werden solle. Wifo-Chef Karl Aiginger betonte bei der Präsentation der Studie, dass Bildung in Zukunft für das Wachstum der österreichischen Wirtschaft entscheidend sein wird. Der Bildungssektor sei entscheidend dafür, ob sich Österreichs Wirtschaft weiterhin gut entwickeln werde.

Bildungsbaustelle

In den vergangenen Jahren hat es laut Aiginger in Österreich durchaus ein "Upgrading der Skills" gegeben: "Es gibt keinen Stillstand." Das Bildungssystem müsse aber gewährleisten, dass es auch so weitergehen könne. Bedenklich sei etwa, dass ein Fünftel der Pflichtschulabgänger nicht sinnerfassend lesen könne. "Bildung ist eine Baustelle, die sich bewegt, keine, die stillsteht."

In diese Baustelle soll nach Ansicht Aigingers weiter investiert werden: "Es muss auch einen Sektor geben, der von Kürzungen ausgenommen ist." Die Bildung sei für die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend, auch das Innovationssystem sei darauf angewiesen, "von hochqualifizierten Arbeitskräften gefüttert zu werden". "Spannungen am Arbeitsmarkt" gebe es auch dadurch, dass Österreichs Unternehmen keine gut ausgebildeten Fachkräfte finden.

Höhere Chancen durch mehr Bildung

Studienautorin Julia Bock-Schappelwein betonte, dass Personen, die höchstens einen Pflichtschulabschluss aufweisen, viel geringer am Arbeitsmarkt integriert seien als Höherqualifizierte. 2011 habe die Arbeitslosigkeit österreichweit 6,7 Prozent betragen - mit einer Spannweite von zwei Prozent bei Hochqualifizierten bis zu 18 Prozent bei Geringqualifizierten. Gleichzeitig zeige sich, dass die formale Ausbildung zwar eine wichtige Grundvoraussetzung für die Qualifikation sei. 

Weiterbildung stärken

Es sei aber weiter nötig, bestimmte Grundkenntnisse wie Sprachen oder Computerkenntnisse, die nicht direkt auf einen bestimmten Beruf bezogen seien, zu vermitteln. Immer wichtiger würden auch soziale Kompetenzen wie Kommunikations- und Teamfähigkeit sowie Fähigkeiten auf den aktuellsten Stand zu bringen. Deshalb gelte es gerade auch aufgrund der demografischen Entwicklung, die Weiterbildung der Älteren zu stärken.

Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) will dementsprechend weiter den hohen Wert des berufsbildenden Schulsystems festigen. Gleichzeitig gelte es, Basiskompetenzen abzusichern und das Basisrüstzeug in der allgemeinen Bildung sowie Sozialkompetenzen zu vermitteln. "Das ist kein Entweder-Oder, sondern ein Sowohl-als-auch." (APA/red, derStandard.at, 11.9.2012)