Ein Teil der Wiener Mariahilfer Straße soll nun definitiv zur Fußgängerzone werden.

Foto: Heribert Corn

Wien - Die Pläne für die Umgestaltung der Mariahilfer Straße in Wien werden immer konkreter. Nun steht fest, welcher Abschnitt von Österreichs größter Shoppingmeile künftig gänzlich autofrei sein soll. "Fix ist: Der Abschnitt zwischen Andreas- und Kirchengasse soll zur Fußgängerzone werden", wurde die Mariahilfer Bezirksvorsteherin Renate Kaufmann (SPÖ) in der Tageszeitung "Kurier" zitiert. Die zuständige Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou (Grüne) begründete im APA-Gespräch, warum die Wahl auf diesen Bereich gefallen ist: "Das ergibt sich sehr einfach: Überall sonst gibt es Garageneinfahrten."

Die Ressortchefin betonte, dass sie zum gegenwärtigen Zeitpunkt davon ausgehe, dass der Abschnitt zwischen Kirchen- und Andreasgasse zur Fußgängerzone werde, fügte aber hinzu: "Es müssen beide Bezirksvertretungen darüber abstimmen und ich kann jetzt keinen Vorgriff auf die Entscheidungen machen." Laut "Kurier" gibt es in Mariahilf eine rot-grüne Mehrheit für das Projekt. Im Bezirk Neubau führe der grüne Bezirkschef Thomas Blimlinger noch Gespräche mit der SPÖ. Vor allem bei den Querungen der Mariahilfer Straße spieße es sich noch.

Vassilakou bestätigt Überlegungen

Die Abschnitte vor und nach der geplanten Fußgängerzone in der Mariahilfer Straße sollen verkehrsberuhigt werden. Laut Zeitungsbericht könnte das mit einem Chipsystem erfolgen, das Anrainern den ganzen Tag und Lieferanten bis 10.30 Uhr die Zufahrt gewährt. Vassilakou bestätigte Überlegungen zu einem Chipmodell und berichtete, dass sie ein derartiges System prüfen lässt.

Weitere Details zur Umgestaltung wollte sie nicht bekanntgeben. Sie habe versprochen, aus Fairness den Bezirken gegenüber erst einmal abzuwarten, "bis ich von allen Beteiligten das Okay habe". Dann werde sie das Gesamtkonzept kommunizieren. Laut Zeitungsbricht ist jedenfalls fix, dass zahlreiche Querstraßen zu Sackgasse erklärt werden und auf Teilstücken der Webgasse und der Schottenfeldgasse die Einbahnregelung umgedreht wird.

"Damit ist hier eine durchgängige Querung nicht mehr möglich. Die Bezirke werden verkehrsberuhigt", wird Kaufmann zitiert. Auf der Gumpendorfer Straße werde die Querung vom Gürtel bis zum Ring ebenfalls unterbunden. Am Getreidemarkt werde es ein Rechtsabbiegegebot geben. Eine Lösung gibt es offensichtlich auch für die betroffenen Öffi-Buslinien: Dem Vernehmen nach soll die Linienführung des 13A beibehalten werden, hieß es im "Kurier"-Bericht. Bei der künftigen Strecke des 2A sollen die Anrainer mitbestimmen.

"Spannende Arbeit"

Über den weiteren Fahrplan zur Umgestaltung sagte Vassilakou: "Der nächste logische Schritt wäre, dass bis Jahresende der Grundsatzbeschluss in den Bezirksvertretungen fällt." Dann werde die "spannende Arbeit" erst anfangen. So müsse ein Bürgerbeteiligungsverfahren organisiert werden, um Gestaltungs- und verkehrsorganisatorische Fragen zu klären. Zu Letzteren zählt etwa die künftige Route des 2A.

Wenn die Rahmenbedingungen für das Gestaltungskonzept geklärt seien, werde in die Detailplanung übergegangen. Dazu gehöre auch, einen Gestaltungswettbewerb zu machen. Gibt es ein abschließendes Konzept, müsse erneut die Zustimmung der Bezirke eingeholt werden, betonte Vassilakou.

Finanzierung gesichert

Wann nun konkret mit den Arbeiten auf der Mariahilfer Straße begonnen wird, konnte die Stadträtin heute nicht sagen: "Mir ist wichtig und ich bin sehr froh, dass sich jetzt die grundsätzliche Einigung abzeichnet. Danach werden wir uns für die verschiedenen Etappen die Zeit nehmen, die es braucht. Ich ersuche um Verständnis, dass ich jetzt nicht exakt berechnen kann, wie lange jede Etappe dauern wird. Aber was ich versichern kann, ist, dass ich zügig die verschiedenen Etappen ansetzen und absolvieren lassen möchte." Sie betonte außerdem, dass die Finanzierung gesichert sei.

Kritik zur geplanten Neugestaltung der Mariahilfer Straße kam vom FP-Verkehrssprecher Toni Mahdalik. In einer Aussendung am Montag warnte er erneut vor einer "Katastrophe" für Geschäftsleute, Kunden und Anrainer. Durch den "Fußgänger-, Einbahn- und Sackgassenzirkus" würden die Menschen noch mehr in Einkaufszentren vertrieben werden. Bewohner im Bereich der Gumpendorfer Straße bzw. Westbahnstraße, Siebensterngasse oder Neubaugasse wären mit einer massiven Verkehrslawine konfrontiert, hieß es. (APA, 10.9.2012)