Wien - Die fehlenden Fortschritte im Atomstreit mit dem Iran sind nach Aussage des Chefs der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO bzw. IAEA), Yukiya Amano, "frustrierend". Trotz eines "intensivierten Dialogs" seit Jahresbeginn "sind bisher keine konkreten Ergebnisse erreicht worden", sagte Amano zu Beginn des Treffens des IAEO-Gouverneursrat am Montag in Wien.

"Das ist frustrierend, denn ohne das volle Engagement des Iran werden wir nicht in der Lage sein, die offenen Fragen zu klären." Der IAEO-Chef nannte eine Kooperation der Regierung in Teheran daher laut Redetext "essenziell".

Der IAEO-Gouverneursrat berät bis Freitag unter anderem über das Atomprogramm des Iran. Westliche Staaten und Israel werfen dem Land vor, unter dem Deckmantel eines zivilen Atomprogramms an der Entwicklung von Atomwaffen zu arbeiten. Teheran weist dies zurück. Die EU-Außenminister hatten dem Iran am Samstag wegen des Atomstreits mit neuen Sanktionen gedroht. Israel erwägt militärische Maßnahmen.

Für Aufsehen hatte Ende August der jüngste Bericht der IAEO zum iranischen Atomprogramm gesorgt. Demnach erweiterte der Iran seine Urananreicherungsanlage in Fordo in den vergangenen Monaten beträchtlich. Zudem verlangte IAEO-Chef Amano am Montag "ohne weitere Verzögerungen" Zutritt zum Militärstützpunkt Parchin. Die Organisation verdächtigt Teheran, dort Spuren von Sprengstoff-Tests im Rahmen des Atomprogramms verwischt zu haben.

Westerwelle warnt Israel

Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle hat den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu einem Zeitungsbericht zufolge erneut vor einem Angriff auf iranische Atomanlagen gewarnt. Eine israelische Militäraktion zum jetzigen Zeitpunkt könne die internationale "Anti-Iran-Koalition" auseinanderbrechen lassen, habe der FDP-Politiker im Gespräch mit Netanyahu gesagt, berichtete die Zeitung "Haaretz" am Montag unter Berufung auf eine hochrangige deutsche Quelle.

Damit bekräftigte Westerwelle die Haltung Deutschlands und anderer westlicher Staaten. Bei seinem am Sonntag beendeten Israel-Besuch hatte er zugleich den Iran aufgefordert, endlich "substanzielle Angebote" vorzulegen. (APA, 10.9.2012)