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Die Krise schwappt auf die österreichische Wirtschaftsentwicklung über.

Foto: REUTERS/Anthony Phelps

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Grafik: APA

Wien - Die Wirtschaft ist in Österreich im zweiten Quartal kaum mehr gewachsen. Von April bis Juni lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) real nur noch 0,1 Prozent über dem Vorquartal und auch über dem Vorjahreswert. Dies hat nun eine erneute BIP-Berechnung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) ergeben. Mitte August war das Wifo in seiner Schnellschätzung noch von jeweils 0,2 Prozent Plus ausgegangen. Im ersten Quartal hatte das BIP im Quartalsabstand noch um 0,5 Prozent und im Jahresabstand um 2,1 Prozent zugelegt.

"Die Krise im Euro-Raum schlägt auf die heimische Wirtschaftsentwicklung durch", lautet die Hauptaussage der Wifo-Experten zur BIP-Revision von heute, Montag. Die Konjunktur in Österreich habe sich zwar deutlich abgekühlt, doch sei diese Entwicklung angesichts der Rezession im Euro-Raum als relativ gut zu bezeichnen. Allerdings sei der Ausblick gedämpft und neben der Schwäche der Weltwirtschaft durch die Krise im Euro-Raum belastet. 

Abschwächung in Sicht

Nach einer durchaus positiven Entwicklung der Weltwirtschaft im ersten Halbjahr 2012 mehren sich nach Ansicht des Wifo die Zeichen einer Konjunkturabschwächung. Diese Entwicklung resultiere vorwiegend aus der anhaltenden Krise im Euro-Raum, erklärte das Wifo am Montag in einer Aussendung zu seiner BIP-Neuberechnung für das zweite Quartal, die für Österreich nur noch 0,1 Prozent reales Wachstum im Quartals- und im Jahresabstand ergab.

Österreichs Wirtschaft gerate zunehmend unter den Einfluss der europäischen Staatsschuldenkrise. So seien drei der fünf großen europäischen Volkswirtschaften (Großbritannien, Italien und Spanien) bereits in die Rezession geraten, Frankreichs BIP stagniere, und lediglich aus Deutschland kämen noch positive Wachstumsimpulse.

Die mäßige Konjunkturdynamik der heimischen Wirtschaft zeigt sich laut Wifo in fast allen Nachfragekategorien: Die Anlageinvestitionen seien im zweiten Quartal ähnlich vorsichtig ausgeweitet worden wie im ersten Quartal. Während die Bauinvestitionen gegenüber der Vorperiode stagnierten, nahmen die Investitionen in Ausrüstungsgegenstände leicht zu. Der Konsum der privaten Haushalte stagnierte im zweiten Quartal zum zweiten Mal in Folge. Und der öffentliche Konsum stieg etwas schwächer als in der Periode zuvor.

Weniger Exportwachstum

Das Wachstum der Exporte insgesamt verringerte sich vom ersten aufs zweite Quartal im Jahresabstand von 2,0 auf 0,3 Prozent, nachdem das Plus im vierten Quartal 2011 noch 3,7 Prozent ausgemacht hatte. Die Waren-Exporte schrumpften im zweiten Quartal um 0,6 Prozent im Jahresabstand, nach noch 1,0 Prozent Plus im ersten und +2,0 Prozent im vierten Quartal.

Bei den Einfuhren war die Abschwächung noch massiver: Hier verringerten sich die Importe im zweiten Quartal insgesamt auf 0,1 Prozent im Jahresabstand, nach 1,2 Prozent Zuwachs im ersten und +4,0 Prozent im vierten Quartal. Bei den Waren-Importen gab es nun mit 1,5 Prozent Minus im Jahresvergleich bereits den zweiten Rückgang in Folge (Q1: -0,2 Prozent, Q4: +3,2 Prozent).

Die Bruttoinvestitionen schrumpften jetzt um 0,6 Prozent im Jahresabstand, nach einem schwachen Anstieg um 0,1 Prozent im ersten Vierteljahr. Die Bruttoanlageinvestitionen allein betrachtet lagen im zweiten Quartal noch 2,0 Prozent über Vorjahr, allerdings hatte der Zuwachs zum Jahresauftakt noch real 2,6 Prozent ausgemacht. (APA, 10.9.2012)