Bei Armin Wolfs finalem "Sommergespräch" wird sicher auch die Frage eine Rolle spielen, welche Koalitionspartner SPÖ-Chef Werner Faymann sich vorstellen kann. Im Unterschied zum vagen Michael Spindelegger wird der Bundeskanzler sagen: "Mit der FPÖ nicht."

Sollte das Wahlergebnis 2013 keine Neuauflage einer SPÖ/ÖVP-Koalition zulassen, liegt eine Ampelkoalition nahe: erstmals also eine Zusammenarbeit zwischen drei Parteien, weil SPÖ und Grüne im Unterschied zu Wien keine Mehrheit (also rund 50 Prozent) schaffen werden. Sie brauchen einen Dritten: entweder Frank Stronach oder Josef Bucher.

In sozialdemokratischen Kreisen hört man, dass dem Ballhausplatz Josef Bucher lieber wäre, trotz dessen ungebrochener Liebe zu Jörg Haider. Aber für den Kärntner dürfte es im eigenen Land wohl kaum ein Grundmandat geben. Zuviel Gegenwind.

Stronach persönlich in der Regierung wäre für Faymann hingegen eine Katastrophe. Der Selfmade-Industrielle würde sich um Hierarchien und Protokolle nicht kümmern. Er würde versuchen, bei jeder sich ergebenden Möglichkeit den eigentlichen Regierungschef zu spielen. "Ein solches Bündnis hielte maximal ein paar Monate", meinte ein steirischer Politiker, der Stronach gut kennt: "Da spielt's Granada."

Da die Erinnerung eine große Schwäche im öffentlichen Getriebe ist, haben in der SPÖ viele schon wieder vergessen, dass Stronach mehrmals als ein vehementer Gewerkschaftsgegner aufgetreten ist.

Im August 1999 verglich er die Mitgliedsbeiträge für den ÖGB mit " Schutzgeldzahlungen an die Mafia". Die Aufregung war nicht extra groß. Der damalige Bundeskanzler Viktor Klima wollte gleich zwischen ÖGB und Stronach "vermitteln", "Profil" schrieb, der kanadische Industrie-Terminator sei halt "schrullig".

Gut, dass Michael Spindelegger die anfangs als Scherz gemeinte, später zum ernsthaften Vorschlag gewandelte Idee geäußert hat, Stronach möge doch die ÖBB kaufen. Der Neopolitiker sprang auf den Zug gleich auf. Obwohl das gar nicht geht, weil die Schulden der Bahn zu hoch sind und ohne Staat die Züge stillstehen würden.

Aber Spindeleggers Verkaufsfantasien lassen uns ahnen, was sich in einer Ampelkoalition unter ÖVP-Führung und mit FPÖ- und Stronach-Beteiligung abspielen würde. Da würde jede Woche irgendwer etwas kaufen und wieder verkaufen und jeden Monat einer der Regierungspartner den Schilling wieder einführen wollen. Eine Horrorvorstellung - mit Spindelegger als Spielball im Sandkasten der Populisten.

Für mehr Pluralismus wäre ein Stronach-Einzug in den Nationalrat zu begrüßen. Allein schon deshalb, weil er viele bisherige Nichtwähler mobilisieren würde. In der Steiermark gibt es genug Facharbeiter, die Magna ihre Arbeitsplätze verdanken.

Im parlamentarischen Spiel wäre Stronach ein Gewinn. Denn jene "schrulligen" Ideen, die er aus dem nordamerikanischen Politikgetriebe bezieht, sind manchmal auch ein Stachel im Fleisch der Gemütlichkeit hierzulande. (Gerfried Sperl, DER STANDARD, 10.9.2012)