Vergangene Woche war die Aufregung groß, nachdem eine Studie der Uni Stanford untermauerte, was aufgeklärte Verbraucher längst mutmaßen: dass es punkto Gesundheit kaum noch einen Unterschied mache, ob man sich konventionell oder biologisch ernähre. Okay, antibiotikaresistente Keime sind auf Biofleisch weniger häufig (aber schon auch) zu finden. Biomilch weist ein bissl mehr Omega-3-Fettsäuren auf, Pestizidrückstände kommen in Biogemüse etwas seltener vor.

In Deutschland, Österreich oder den USA - also in reichen Industrieländern, denen die gewachsene Tradition qualitätsorientierter Landwirtschaft im Zug des Wiederaufbaus abhandengekommen war - ist Bio dennoch eine Erfolgsstory.

Wo man sich nicht auf intakte Strukturen verlassen kann, muss man eben auf die Kraft des Glaubens hoffen. Zum Vergleich: In Frankreich oder Italien, wo das Erbe qualitätsorientierter Produktion bewahrt wurde, ist Bio nur eine winzige Nische.

Auch bei uns verzichten qualitätsversessene Produzenten immer öfter auf Biozertifizierung: Angesichts flächendeckenden Supermarktangebots von Bio aus industrialisierter Massenproduktion hat sich dessen Mehrwert bis zur Unkenntlichkeit verwaschen.

Es nutzt halt nix: Wer wirklich wertvolle Lebensmittel will, muss bereit sein, den Weg direkt zu engagierten Produzenten zu gehen. Wo man die findet? Nicht so schwer: auf ihren Höfen und auf Wochenmärkten. (Severin Corti, DER STANDARD, 10.9.2012)