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Die Rhetorik von Marcel Koller passt, jetzt geht's aber langsam um Ergebnisse.

Foto: APA/PESSENLEHNER

Wien - Marcel Koller dürfte am Dienstag als jener Teamchef in die Annalen eingehen, der erstmals ein österreichisches Fußballnationalteam mit elf Legionären in der Startformation auf den Platz schickt. Bisher war es nur durch Auswechslungen während einer Partie dazu gekommen, dass eine solche Konstellation eintritt

Der bevorstehende Rekord im Duell der WM-Qualifikation gegen Deutschland im ausverkauften Wiener Happel-Stadion (Dienstag 20.30 Uhr) lässt den 51-Jährigen allerdings ziemlich kalt: "Ich schaue nicht darauf, ob jemand Legionär ist oder nicht. Ich stelle diese Spieler auf, mit denen wir die besten Chancen haben." Doch dass es da einen Zusammenhang gibt, wollte der Teamchef nicht abstreiten. "Wenn sich ein Spieler im Ausland durchsetzt, ist das eine Erfahrung, die uns weiterhilft."

"Zwei, drei Dinge" aufgefallen

Aus dem 3:0-Sieg der Deutschen über die Färöer am Freitag konnte Koller nach eigenen Angaben keine neuen Erkenntnisse gewinnen. Der Heimerfolg habe ihn lediglich in seiner Meinung bestärkt, dass es Österreich mit einem absoluten Top-Team zu tun bekomme. "Die Deutschen haben am Anfang viele Chancen herausgespielt, aber der Färöer-Goalie ist immer am richtigen Ort gestanden. Mit dem 1:0 war der Druck weg, dann hatten sie leichtes Spiel", analysierte Österreichs Teamchef.

Bei allem Lob für den Gegner sind Koller aber auch "zwei, drei Dinge" im Färöer-Match aufgefallen. "Die habe ich schon an die Mannschaft weitergegeben, bleiben aber intern." Dabei könnte es möglicherweise um die deutsche Defensive gehen. Der als Linksverteidiger eingeplante Marcel Schmelzer dürfte verletzungsbedingt auch gegen Österreich ausfallen, deswegen wird in Wien wie schon in Hannover wohl der gelernte Innenverteidiger Holger Badstuber links in der Viererkette einlaufen. Per Mertesacker könnte wieder in die zentrale Abwehr rücken.

"Ich gehe davon aus, dass die deutsche Abwehr so wie gegen die Färöer aussehen wird - mit Mertesacker, der bei Standard-Situationen gefährlich ist. Aber das ändert nichts an unsere Plänen", betonte Koller, der außerdem mit einem zusätzlichen defensiven Mittelfeldspieler - Lars Bender oder Ilkay Gündogan - rechnet.

Löw und Lahm warnen vor Österreich

Der 51-Jährige stimmt seine Schützlinge in den kommenden Tagen noch einmal mit diversen Videosequenzen - darunter auch Ausschnitte vom Färöer-Match - auf die Partie ein. Die Aufstellung hat er bereits im Kopf, hält sich aber naturgemäß bedeckt. Zwar lobte Koller die Entwicklung von Marc Janko, dennoch deutet viel darauf hin, dass Martin Harnik als Solospitze agieren und Marko Arnautovic am rechten Flügel eingesetzt wird.

An der Zuversicht der Spieler sollte es jedenfalls nicht scheitern. "Die Spieler haben Selbstvertrauen, aber das ist klar, weil wir zuletzt gute Leistungen und Ergebnisse geschafft haben", meinte Koller. Dass der Optimismus begründet scheint, wurde zuletzt auch von deutscher Seite bestätigt. "Die Österreicher sind im Moment so stark wie seit Jahren nicht mehr", warnte DFB-Teamchef Joachim Löw. "Wir nehmen dieses Lob auf, aber wir wissen, was zu tun ist, um eine Möglichkeit zu haben", lautete die Antwort Kollers.

Nach dem Jubiläumssieg gegen die Färöer haben Löw und Kapitän Philipp Lahm den Blick sofort auf die ungleich schwerere Aufgabe gegen Österreich am Dienstag in Wien gerichtet. "Wir können hier nur wenig mitnehmen. Weil die Mannschaft ganz anders gespielt hat als der nächste Gegner", sagte Lahm nach dem 3:0 gegen den krassen Außenseiter am Freitag in Hannover.

Feinschliff erledigt

Die Österreicher bekamen vom Teamchef am Sonntagnachmittag frei. Am Montag beginnt der finale Countdown mit Videostudium und dem Abschlusstraining am Abend. Koller: "Jetzt geht es nur noch darum, die letzte Spannung aufzubauen, die Konzentration abzurufen und keine Nervosität aufkommen zu lassen. Wir brauchen vor dem Spiel eine Lockerheit."

Der Feinschliff sei jedenfalls erledigt. "Es wäre ja auch schlecht, wenn wir alles noch am Montag reinpauken müssten", meinte Koller nach der Einheit am Vormittag. Dieses war so wie die beiden Samstag-Trainings unter Ausschluss der Öffentlichkeit über die Bühne gegangen. "In den geschlossenen Übungseinheiten geht es darum, Dinge dazuzunehmen, von denen der Gegner nichts weiß", erklärt der Teamchef. Entscheidend sei allerdings die geglückte Umsetzung im Ernstfall. (APA/red, 9.9.2012)