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App Stores und das Web haben den Preis für Videospiele zwar gesenkt, gleichzeitig spielen heute mehr Menschen als je zuvor. Auch David Beckham.

Foto: REUTERS/Danny Moloshok

Der Videospielmarkt ist im Wandel begriffen. Smartphones und Tablets haben genauso wie das Web Millionen von Menschen zu Gamern gemacht, die zuvor mit dem Medium nichts zu tun hatten. Dementsprechend sind die Studios und Entwickler gefordert, auf die neuen Zielgruppen einzugehen. Dass dies die Studios auch vor neue wirtschaftliche Herausforderungen stellt, zeigte sich am vergangenen Donnerstag beim Branchentreffen SUBOTRON/WKW pro games global in Wien.

79 Cent

"Die Anzahl an Browsern, Plattformen, Technologien, Programmiersprachen, sowie mobiler Endgeräte und der konstante Wettbewerb innerhalb dieser Märkte machen es unmöglich, sich in einer einheitlichen Entwicklungsumgebung zu bewegen, wie es bei Konsolen der Fall war.", sagt Harald Riegler, Chef des österreichischen Studios Sproing ("Cursed Mountain", "Silent Hunter Online").

Der Web- und Mobile-Gaming-Boom hat aber auch die Verfügbarkeit und den Wettbewerb zwischen den Herstellern erhöht. "Apple hat den Wert von Games gesenkt", sagt Riegler. Er kritisiert damit die niedrige Preisschwelle für iPhone- und iPad-Games von 79 Euro Cent, an der die Entwickler "aber sicher auch mit schuld sind". Das Problem sei jedoch, dass Apple durch sein Vertriebsmodell, bei dem 30 Prozent der Einnahmen jeder verkauften App an Apple entfallen, nie ein Interesse daran hatte, den Markt strenger zu regulieren und den Wildwuchs einzudämmen. "Das Interesse scheint nie dagewesen zu sein."

Free2Play als Lösung

Bei Googles Mobile-Plattform Android sei die Situation noch extremer. Die Rate an gecrackten Spielen sei hier so hoch, dass zwangsläufig alternative Geschäftsmodelle etabliert werden müssten. "Über kurz oder lang wird es bei Android nur noch Free2Play-Spiele geben, wenn Google nichts unternimmt. Alles andere wird gehackt", so Riegler. Der Entwickler spricht damit einen Trend an, der sich aktuell allerdings branchenweit abzeichnet. Immer mehr Spiele, egal ob im Web, auf der Konsole oder dem Smartphone, werden heute zunächst kostenlos angeboten. Im Spiel lassen sich dann neue Gegenstände oder Fähigkeiten erwerben.

Bewährtes Modell

Dass sich dieses Modell auf kompetitiven und von Piraterie-geplagten Märkten bewährt, bestätigen die zahlreichen Free2Play-Titel führender Studios wie EA, Ubisoft und einigen auf Casual-Games spezialisierten Herstellern. Das deutsche Studio Crytek kündigte im Juni sogar an, dass man nach den derzeit in Entwicklung befindlichen Werken "Crysis 3", "Homefront 2" und "Ryse" nur noch F2P-Titel produzieren werde. Electronic Arts' Chief Operating Officer Peter Moore erklärte, dass in fünf bis zehn Jahren wohl die meisten Blockbuster des Studios nach dem F2P-Modell vertrieben würden. Die Qualität der Inhalte solle aber nicht darunter leiden. So wird etwa das Strategiespiel "Command & Conquer: Generals 2" trotz AAA-Produktionsqualitäten zum Start 2013 frei spielbar sein. Vor einem Verfall der Inhalte hat auch der Sproing-CEO keine Angst. "Es wird bald keinen Unterschied mehr zwischen Free2Play- und Vollpreistiteln geben." (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 9.9.2012)