Bild nicht mehr verfügbar.

Samsom in der Maske.

Foto: EPA/ROBIN UTRECHT

Bild nicht mehr verfügbar.

Mark Rutte (li.) vor dem TV-Duell mit Samsom (re.).

Foto: EPA/ROBIN UTRECHT

Bild nicht mehr verfügbar.

Wahlplakat in der Amsterdamer Innenstadt.

Foto: Foto:Margriet Faber/AP/dapd

Mehr Antithese geht nicht. Dem dunklen Haarschopf des niederländischen Premiers Mark Rutte setzt Diederik Samsom selbstbewusst eine Glatze entgegen. Während der rechtsliberale Regierungschef in jungen Jahren eine Karriere beim Großkonzern Unilever hinlegte, engagierte sich der junge Sozialdemokrat Samsom bei Greenpeace. Und während Rutte, ein Südholländer, in den Fernsehdebatten vor der niederländischen Parlamentswahl am 12. September hölzern und wenig inspiriert wirkt, setzte sich der 41-Jährige aus dem hohen Norden nach seinem furiosen Auftritt im Amsterdamer Carré-Theater an die Spitze der Umfragen. Während seine Partei auf vergleichsweise hohem Niveau auf Platz zwei stagniert, schickt sich ihr Chef an, der neue Star am Haager Politikhimmel zu werden.

Vegetarier und Quizshow-Gewinner

47 Prozent der Befragten können sich Samsom als Premier vorstellen. Amtsinhaber Rutte, dessen Koalition im April am Veto des Rechtspopulisten Geert Wilders gescheitert war, kommt nur auf 40 Prozent. Samsom, der erst im Frühjahr die Führung der sozialdemokratischen Arbeitspartei (PvdA) übernahm, führt seither permanent Wahlkampf. Eine Million sogenannter Bürgerkontakte habe er bisher absolviert, meldet die Wahlkampfleitung der langjährigen Regierungspartei. Der Vegetarier und Nichtraucher Samsom trug sein Wahlprogramm "Entscheidungen für die Zukunft" von Parteilokal zu Parteilokal und gewann so die Herzen einer Partei, die noch vor einem halben Jahr an der 15-Prozent-Marke dahinschrammte.

Der Vater zweier Kinder sitzt seit 2003 in der Zweiten Kammer, in der PvdA-Fraktion war er bis zu seinem Aufstieg in die Chefetage für Umwelt- und Asylbelange verantwortlich. Bis vor kurzem bewohnte der ehemalige Streetworker ein Hausboot im Amsterdamer Umland, ganze drei Mal gewann der studierte Kernphysiker bei Quizsendungen im Privatfernsehen. Das Geheimnis seines Erfolgs könnte aber auch in seinem gänzlich "unniederländischen" Wahlkampfstil liegen. Seine Frau Tineke kommt in den Spots ebenso vor wie Söhnchen Fane (6) und Tochter Benthe (11). Wieder ein Gegensatz zum ledigen Protestanten Rutte, dessen Amt der erklärte Atheist nach der Wahl gerne erben möchte. (Florian Niederndorfer, derStandard.at, 9.9.2012)