Die Chemie stimmt: Gina im Einsatz mit Filmpartner Hansi Hinterseer.

Foto: ORF

Die schwere Ausrüstung und Technik müssen die Kameraleute oft auf den Berg hinauf schleppen.

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Ich packe meinen Koffer, und hinein kommen: Bergschuhe. Unverkennbar. Ich bin wieder mit Hansi Hinterseer unterwegs. Mit Sandalen käme man nicht weit. Hier wird nichts getäuscht, getrickst oder nachbearbeitet. Die Berge werden wirklich bezwungen. Fahrverbote halten wir bei den Dreharbeiten ein. Das fordert vor allem die Muskeln des Teams. Wer einmal eine Kamera, Scheinwerfer, eine Tonbox oder eine Maskentasche getragen hat, weiß: Das Gewicht des kompletten Equipments bewegt sich pro Person teilweise im Bereich eines Zementsacks.

Zum ersten Mal sind wir heuer im wunderschönen Berchtesgaden stationiert. Am Abend treffen wir Hansi Hinterseer zur Begrüßung. Filmhündin Gina läuft sofort auf ihn zu: Die beiden verbindet echte Zuneigung. Natürlich liegt sie während des Abendessens gleich zu seinen Füßen.

Gina folgte Quincey nach - ihrem Vater, der seit der ersten Sendung dabei war. Die reinrassige Berner Sennenhündin ist etwa sechs Jahre alt. Gina ist ein Naturtalent. Sie bringt die notwendigen Voraussetzungen für einen Filmhund mit: wesensfest, offen und arbeitsam. Unkompliziert passt sie sich schnell allen Gegebenheiten an.

Arbeiten mit Gina ist für mich eine Freude. Sie reagiert auf jede Bewegung und auf jede Stimmung sofort. Jede Körperhaltung meinerseits bewirkt bei Gina eine Reaktion: Stehe ich aufrecht gerade vor ihr, ist sie aufmerksam. Wende ich mich von ihr ab, bleibt sie, wo sie ist. Sie reagiert auf Blicke und Gesten und natürlich auch auf verbale Kommandos - wobei gerade die Tonlage bei ihr einen wichtigen Punkt darstellt. Ein lang gezogenes "Giiiiiiina" versteht sie schneller als ein kurzes "Ginnna".

Natürlichkeit und echte Zuneigung ermöglichen beim Drehen zudem Szenen, die ohne Tricks und meist auch ohne Kommandos entstehen können. Diese Ehrlichkeit merkt man wohl auch als Zuseher.

Den Drehbeginn gibt die Sonne vor: Wenn sie aufgeht, müssen wir parat stehen. Es geht zum Enzianwurzelgraben hoch auf den Berg. Die Tagesaufgabe für den Hund: mitgraben. Hier müssen wir wohl ein wenig nachhelfen. Das Gras ist noch feucht, und Gina wuzelt sich zufrieden inmitten der Teambesprechung.

Kleine Hilfestellungen sind erlaubt, und damit Gina weiß, wo sie graben soll, verstecken wir ein besonders gut riechendes Leckerli unter einer Erdscholle. Alle arbeiten hochkonzentriert, wissen wir doch nicht, wie lange Gina Lust hat zu graben. Aber Gina hat das "Drehbuch gelesen". Sie gräbt und gräbt. Als es heißt: "Danke, aus", gräbt sie noch immer - ein echter Profi eben.

Wenn Gina nicht am Set ist, lebt sie mit vielen Artgenossen bei ihrem Züchter in Oberösterreich, inklusive Wiesen, Wald und Teich zum Baden. (Katja Graf, derStandard.at, 23.10.2012)