Mit einer Marienerscheinung will der Braunschlager Bürgermeister dem maroden Ort zu einem Touristenansturm verhelfen. Man beachte das rege Ausstattungsaufkommen rund um Robert Palfrader.

Foto: ORF/Superfilm

STANDARD: Ein halbes Jahr nach dem DVD-Start kommt "Braunschlag" ins Fernsehen. Im Zeitalter der Digitalisierung ist das doch seltsam, finden Sie nicht?

Palfrader: Das sollen andere beantworten. Nett wäre es gewesen, wenn ich damals auf das Angebot des Produzenten eingestiegen wäre, der mir gegen eine Reduktion der Gage eine Beteiligung am DVD-Verkauf versprochen hatte. Was ich ablehnte. Woran Sie sehen, dass ich kein kluger Verhandler bin.

STANDARD: Wieso wollten Sie nicht?

Palfrader: Ich bin Alleinverdiener und dachte, besser den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach.

STANDARD: Gegen illegale Downloads kann man als Schauspieler ohnedies nichts haben: Je größer das Publikum, umso besser?

Palfrader: Downloads sind ein Problem für Hoanzl und ORF. Den Beteiligten vor der Kamera kann es nur recht sein, wenn so viele wie möglich sich das anschauen und hoffentlich auch gut finden.

STANDARD: Was bei "Braunschlag" recht einhellig der Fall war. Waren Sie überrascht von den Hymnen?

Palfrader: Ich war nicht überrascht, weil ich das Drehbuch kannte und wusste, wie großartig das ganze Team gearbeitet hat. Ich sagte an einem Tag zum Niki (Ofczarek, Anm.): Hoffentlich überreißen die beim ORF nicht, wie viel Spaß wir haben, sonst drehen sie uns den Geldhahn zu, weil sie wissen, wir würden es auch gratis machen. Es war streckenweise ein bissl Schulskikurs. Wir waren sehr fleißig im Blödeln.

STANDARD: Von David Schalko gnädig toleriert?

Palfrader: Es blieb ihm nicht viel anderes übrig, und um das nicht tolerieren zu können, hätte er selbst davon Abstand nehmen müssen. Es war eine sehr, sehr gute Zeit, obwohl wir harte Drehtage hatten, bei denen ich erstmals seit dem Bundesheer an meine physische Belastbarkeitsgrenze herangeführt wurde. Ich rede von einer zweiminütigen Szene im Film. In Wirklichkeit war ich fünf Stunden in einem 18 Grad kalten Schwimmbecken. Ich habe sehr kurze Beine und konnte nicht stehen. Bei den letzten Takes musste mich Niki aus dem Wasser tragen. Er nahm mich wie ein Papa den kleinen Buben. Ohne ihn wäre ich ersoffen.

STANDARD: Wie sind Sie denn im Nachhinein zufrieden mit Ihrer Darstellung des Bürgermeisters?

Palfrader: Ich kann schlecht von mir sagen, wie super ich war, wobei ich das heute nicht mehr so sehe. Nach zweimaliger Ansicht entdecke ich viele Kleinigkeiten, wo weniger mehr gewesen wäre. Ich versuchte reduziert zu spielen, insofern ärgert es mich.

STANDARD: Könnte "Braunschlag" anderswo als im Waldviertel sein?

Palfrader: Braunschlag würde auch in Stadtteilen von Ohio funktionieren. Mafiöse Strukturen finden sich an jedem Ort unter 2500 Einwohnern. Da treten sie besonders zutage, weil jeder jeden kennt.

STANDARD: Den "Onkel in St. Pölten" gibt's in Ohio genauso?

Palfrader: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit.

STANDARD: Warum musste es dann das Waldviertel sein?

Palfrader: David Schalko und ich überlegen seit 15 Jahren, was wir machen können, um im Waldviertel zu drehen - aus egoistischen Gründen, weil wir es beide lieben.

STANDARD: Stichwort Landleben: Einerseits gibt's eine extreme Landflucht, anderereits brechen jedes Wochenende Scharen erholungsbedürftiger Städter herein. Finden sie das nicht komisch?

Palfrader: Nein, was soll ich komisch daran finden, wenn Menschen sich an einem bestimmten Platz wohler fühlen als in einer Stadt? Ich fühle mich seit 20 Jahren sauwohl im Waldviertel. Ich zähle die Jahre schon, wenn meine jüngste Tochter mit der Schule fertig ist und ich dann meine Siebensachen packe. Niki und ich haben das schon fix ausgemacht: Wien kann uns dann gernhaben.

STANDARD: "Braunschlag" ist für Ihre Karriere so oder so ein Glücksfall. Verliert der Stempel "Kaiser" dadurch an Prägungskraft?

Palfrader: Braunschlag war kein Glücksfall, sondern Masterplan.

STANDARD: Eine Fortsetzung von "Braunschlag" ist ausgeschlossen?

Palfrader: Wenn David Schalko keine Lust hat, hat es keinen Sinn. (Doris Priesching, DER STANDARD, 7.9.2012)