Einfach draufballern; Jonah Hill, Ben Stiller, Richard Ayoade und Vince Vaughn in "The Watch".

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Wien - Von einer "watch" sprechen Leute in Amerika, wenn sich ein paar Bürger zusammentun, um in der Nachbarschaft nach dem Rechten zu sehen. Sie bilden einen losen Verband, der in der Regel aus Männern und Schusswaffen besteht, und erinnern auf diese Weise daran, dass die gesellschaftliche Ordnung in ihrem Land nicht von vornherein der Polizei zu verdanken ist. Während der Produktion der Komödie The Watch wurde in Florida der afroamerikanische Teenager Trayvon Martin von einem Mann erschossen, der sich als Wächter einer "gated community" verstand. Dieser Vorfall warf neues Licht auf das Selbstverständnis einer Nation, in der viele einen großzügigen Begriff von Exekutive haben.

Dass allerdings am Drehbuch von The Watch viel geändert werden musste, ist nicht anzunehmen. Denn hier wird die Aufpasserfunktion ohnehin lächerlich gemacht. Vier Männer nehmen sich nach dem Mord an einer mexikanischen Sicherheitskraft vor, in ihrer kleinen Stadt in Ohio die Sicherheit wiederherzustellen. Ben Stiller spielt den weißen Normalo Evan, der seine Ansprüche an Leben und Liebe schon lange ein wenig heruntergeschraubt hat. Vince Vaughn spielt Bob, einen Quasselkopf mit früh flügge gewordener Tochter. Jonah Hill ist Franklin, der leicht seltsame Jugendliche, und dann ist da noch der Afroamerikaner Jamarcus, gespielt von dem britischen Komiker und Serienstar Richard Ayoade.

Man sieht schon hier, dass das Personal von The Watch aus Zielgruppenvertretern besteht, die nicht von vornherein eine gute Truppe ergeben. Die konzeptuelle Pointe des von Jared Stern, Seth Rogen und Evan Goldberg geschriebenen Drehbuchs liegt im Genremix. Denn The Watch ist nicht nur ein Männerspäßchen, sondern auch ein Alien-Schocker (in den Grenzen des halbwegs Jugendfreien). Das besonders durchschnittliche Amerika (Ohio!) trifft auf eine Spezies, die gar nicht schwer zu verstehen ist: Man muss letztlich nur draufballern.

Von Aliens wissen wir, dass sie sich in Menschen verstecken und Nester bauen. Darauf baut einer der besseren Witze von The Watch auf, als die Wächter nämlich eine Sexorgie missverstehen, und zwar jeweils so, wie es ihrem Charakter entspricht. Darüber hinaus verläuft die Geschichte aber recht vorhersehbar, sie wird vielfach nur durch die Streiterei zwischen Ben Stiller und Vince Vaughn vorangetrieben. Der New Yorker hat Stiller neulich eine Geschichte gewidmet und darin einen ehrgeizigen Künstler beschrieben, der zwischendurch immer wieder etwas für seinen Appeal als Typ von nebenan tun muss. In The Watch bekommt diese Arbeit am eigenen Profil schon beinahe etwas Verkrampftes, und weil auch die anderen Figuren zur Identifikation nicht so richtig taugen, ist das zentrale Problem dieser Komödie ein gut bekanntes: Wer betont locker tut, ist häufig gar nicht locker.   (Bert Rebhandl, DER STANDARD, 7.9.2012)