Lausanne - Acht Jahre nach dem Tod Yasser Arafats fordern Schweizer Experten eine rasche Untersuchung der Leiche des früheren Palästinenserführers. "Das macht nur bis Oktober oder November Sinn", sagte der Sprecher der Universitätsklinik in Lausanne, Darcy Christen, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. Wegen ihres schnellen Zerfalls wären sonst mögliche radioaktive Spuren im Knochengewebe Arafats nicht mehr nachweisbar und damit für immer verloren.

Eine Analyse würde bis zu vier Monate in Anspruch nehmen. Das auf Strahlenschutz spezialisierten "Institut de Radiophysique" der Universitätsklinik hatte kürzlich erhöhte Werte des radioaktiven Stoffes Polonium an persönlichen Gegenständen Arafats gefunden.

Ermittlungen von Frankreichs Justiz

Französische Richter wollen nach Ramallah reisen, um dort den Leichnam exhumieren zu lassen, berichtete Arafats Witwe Suha der Nachrichtenagentur AFP am Mittwoch. Die französische Justiz hat kürzlich Ermittlungen wegen Mordverdachts eingeleitet und damit auf eine Anzeige von Suha Arafat reagiert. Sie vermutet, dass ihr Mann vergiftet wurde, und hatte daher das Institut in Lausanne mit der Untersuchung von Arafats Kleidung beauftragt.

Die Palästinenserbehörde habe die Schweizer Experten nach Ramallah eingeladen, um dort Proben zu nehmen und diese zu analysieren, berichtete Christen. Er schloss aber nicht aus, dass französische Wissenschafter letztlich diese Arbeit machen würden.

Der ehemalige PLO-Chef war medizinischen Unterlagen zufolge nach einer Darmentzündung an einer Hirnblutung gestorben. Die Palästinenser verdächtigen aber Israel, ihn vergiftet zu haben. (APA, 5.9.2012)