Die Methan-Brennstoffzelle liefert Strom und Wärme.

Foto: GRE

In dieser Grafik sind die einzelnen Technologien schematisch als möglich optionale Komponenten für ein Einfamilienhaus dargestellt.

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Güssing – Der entscheidende Unterschied zu einem herkömmlichen Gasbrenner ist: In dieser Brennstoffzelle wird das Methan nicht verbrannt, sondern in einem chemischen Prozess aufgesplittet. Dabei entstehen Strom, Wärme, Wasserdampf – und nur minimal CO2. Eine derartige Brennstoffzelle ist im südburgenländischen Güssing derzeit in Dauerbetrieb. Dass sie mit Erdgas funktioniert, ist bereits dokumentiert – jetzt läuft sie mit Biomethan, das sich rein chemisch überhaupt nicht von Erdgas unterscheidet.

"Der große Vorteil dieses Systems ist, dass es rund um die Uhr Energie liefern kann", erläutert Michael Zahradnik von der Güssing Renewable Energy GmbH im Standard-Gespräch. Das heißt, dass eine derartige Brennstoffzelle nicht nur Strom und Wärme liefert, wenn die Sonne scheint beziehungsweise der Wind weht – sondern bei der Energieversorgung auch die Grundlast abdecken kann.

Ergänzende Technologie

Wobei die Güssinger ihre jüngste Innovation nicht als Gegensatz zu Solar- und Photovoltaikanlagen sehen, sondern als Ergänzung in einem möglichen Gesamtsystem, das Häuser zu Kraftwerken machen soll, wie Zahradnik betont. Sprich: Oben auf dem Dach könnten solarthermische-, Photovoltaik- und Kleinwindkraftanlagen Strom und Wärme produzieren – und unten im Keller täte dies ebenfalls die Brennstoffzelle.

Für den Eigenbedarf könnte die erzeugte Energie in einem Pufferspeicher oder etwa in einer Vanadium-Redox-Batterie gespeichert – und der Überschuss verkauft und ins Netz eingespeist werden.

Fünf Kilowattstunden Strom

Die Brennstoffzelle selbst ist in etwa so groß wie ein Eiskasten und liefert fünf Kilowatt Strom beziehungsweise sechs kW Wärme. Das ergibt eine Jahresproduktion von etwa 43.800 kWh Strom und 52.560 kWh Wärme. Zum Vergleich: Ein österreichischer Durchschnittshaushalt benötigt übers Jahr rund 10.000 bis 20.000 kWh für das Heizen und verbraucht bis zu 4000-5000 kWh Strom. Der Gasverbrauch der Brennstoffzelle beträgt rund 12.000 m³ pro Jahr.

Das heißt: Die Brennstoffzellen sind vor allem für Energieverbraucher interessant, die ganzjährig viel Strom und Wärme – oder auch Kälte – benötigen. Interessant sei aber vor allem auch die Unabhängigkeit und Ausfallsicherheit des Systems, erläutert Zahradnik weiter. Also beispielsweise für Betreiber von Kühlketten, Alarmanlagen oder für die Notstromversorgung von Rechenzentren, Kaufhäusern und Hotels.

Lieferangebot für Biomethan

Was die Gasbrennstoffzelle zu einer Bioanlage macht: "Wir verkaufen nicht nur die Geräte, sondern bieten ergänzend dazu auch Lieferverträge von Biomethan an", erklärt Zahradnik. Dieses wird derzeit in den Fermentern der Biomasseanlage in Heiligenkreuz hergestellt und in das Erdgasnetz eingespeist. In drei Wochen kann wieder das Biogas aus der Methanisierungsanlage in Güssing dazukommen: Dort wird nach Wartungsarbeiten wieder Biomethan aus Holz hergestellt werden – aber nicht aus extra gefällten Bäumen, sondern aus Bruchholz.

Die Brennstoffzelle kann bereits vorbestellt werden – sie wird allerdings rund 50.000 bis 60.000 Euro kosten. Einzelne Interessenten gebe es bereits jetzt, sagt Zahradnik. Mitte des kommenden Jahres sollen die ersten Biomethan-Brennstoffzellen ausgeliefert werden. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 6.9.2012)