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Testosteron hat zahlreiche Funktionen und ist auch am Aufbau von Muskeln beteiligt.

Foto: ap/dapd/Martin Meissner

Bonn/Mannheim - Männer mit niedrigen Testosteronwerten sind Studien zufolge besonders anfällig für Bluthochdruck oder Diabetes Typ 2. Hormone sind Botenstoffe, die nahezu an allen Regulationsvorgängen und Prozessen des Körpers beteiligt sind und zahlreiche Abläufe in unterschiedlichen Geweben und Organen steuern. Sowohl manifeste Stoffwechselerkrankungen als auch gesundheitliche Risikosituationen weisen häufig charakteristische Störungen der Hormonsekretion auf. Die Konzentrationsbestimmung von Hormonen im Blut und anderen Körperflüssigkeiten ist eine wichtige Grundlage bei der Diagnostik, Verlaufsbeurteilung und Therapie vieler Stoffwechselerkrankungen. Zu den am häufigsten untersuchten Hormonen zählt das Sexualhormon Testosteron, das bei Männern und Frauen vorkommt, sich aber in Konzentration und Wirkungsweise bei beiden Geschlechtern deutlich unterscheidet. Die vielfältigen biologischen Funktionen umfassen neben dem sexuellen Verlangen und Lustempfinden auch eine Beeinflussung des Protein- und Muskelstoffwechsels, den Knochenaufbau und die Fortpflanzung.

Möglicher Indikator für Krankheiten

Studien deuten darauf hin, dass die Testosteron-Konzentration im Blut von Männern auch Hinweise auf Erkrankungen geben kann. So zeigte eine Untersuchung an rund 2000 männlichen Einwohnern aus Mecklenburg-Vorpommern, die im Kontext der Gesundheitsstudie Study of Health in Pomerania (SHIP) untersucht wurden, dass das Sexualhormon eng mit der Blutdruckregulation verknüpft ist. Demnach gehen niedrige Testosteronwerte mit einer um fast 20 Prozent erhöhten Gefahr für zu hohen Blutdruck einher. Bluthochdruck ist einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie etwa Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Typ-2-Diabetes und Testosteron

Bei SHIP handelt es sich um eine Bevölkerungsstudie mit umfangreichen Untersuchungen sowie Blut- und Urinproben, die seit über zehn Jahren mit über 4000 Probanden durchgeführt wird. In einer weiteren Studie, die ebenfalls auf den SHIP-Daten basiert, zeigte sich, dass geringe Konzentrationen des Hormons bei Männern mit einer um das Dreifache erhöhten Gefahr für die Entstehung von Typ-2-Diabetes verbunden ist. Eine dritte Untersuchung deutet sogar darauf hin, dass ein Testosterondefizit auch mit einer geringeren Lebenserwartung einhergeht."Unklar ist allerdings bislang, ob geringe Testosteronkonzentrationen solche Gesundheitsprobleme verursachen oder ob sie lediglich als Biomarker auf diese Risiken hinweisen", betont Henri Wallaschofski vom Institut für Klinische Chemie und Laboratoriumsmedizin der Universitätsmedizin Greifswald.

Aktuelle Problemfelder

Der Experte gibt außerdem zu bedenken, dass die aktuelle Analytik noch Limitationen durch die unzureichende Harmonisierung oder Standardisierung von unterschiedlichen Immunoassays oder die Frage adäquater Referenzbereiche aufweist. Zudem werden präanalytische Einflussfaktoren bei der Interpretation der Befunde unzureichend beachtet. Trotz ihrer Limitationen werden diese Verfahren durch ihre weite Verbreitung und leichten Automatisierbarkeit auch in den nächsten Jahren eine wesentliche Rolle spielen. Möglichkeiten und Grenzen von Sexualhormon-Untersuchungen erörtern Experten auf der 9. Jahrestagung der DGKL, die vom 26. bis 29. September 2012 in Mannheim stattfindet. (red, derStandard.at, 5.9.2012)