St. Pölten - Der St. Pöltner Diözesanbischof Klaus Küng, der auch Vorsitzender der kirchlichen Stiftung Opferschutz ist, will sich zur Höhe der bisher ausgezahlten Entschädigungssumme an Missbrauchsopfer noch nicht äußern. "Ich möchte lieber abwarten, bis alle Fälle abgeschlossen sind", sagte er im Interview mit der APA. Mehr als zwei Drittel - 800 bis 900 von 1.090 - seien aber bereits abgearbeitet.

Ein Ende sei abzusehen, es sei aber dennoch erfreulich, dass die Arbeit der von Kardinal Christoph Schönborn eingesetzten Opferschutzanwaltschaft für weitere drei Jahre verlängert worden ist, so Küng. Es hänge zwar von Anderen ab, ob sie ihn weiter wollten, aber von sich aus nehme er seine Tätigkeit im erweiteren Zeitraum wahr. Küng betonte außerdem, dass sich Kommission bemühe, sehr rasch zu reagieren sobald eine Mitteilung vonseiten der Opferschutzanwaltschaft komme.

Priesterseminar St. Pölten nach Wien verlegt

Zu einigen Priestern unter Missbrauchsverdacht, die laut Kritikern angeblich nach wie vor im Dienst stehen sollen, betonte der Bischof, der seit 2004 in St. Pölten ist, dass er - wie auch seine Kollegen - "damals" sehr intensiv der Sache nachgegangen und es ihm ein Anliegen sei, entsprechend getroffene Konsequenzen schnell umzusetzen. Es sei aber auch wichtig, Fälle zu prüfen, festzustellen wie lange sie zurückliegen und auszumachen, ob der Betroffene bereit ist, alle Maßnahmen zu akzeptieren - auch eine Therapie. "Da muss man Unterscheidungen machen", sagte Küng und betonte weiter: "Aufgrund der sehr schmerzhaften Erfahrungen der letzten Jahre ist das Problembewusstsein viel stärker geworden. Es wird alles getan, dass so etwas nicht wieder vorkommt."

Das in der Vergangenheit von der Kinderporno- und Sexaffäre schwer gebeutelte Priesterseminar der Diözese St. Pölten wird ab diesem Herbst jedenfalls mit Wien und Eisenstadt zusammengelegt - neuer Standort wird Wien. Als Grund für die Zusammenlegung gab Bischof Küng den Rückgang von Priesteramtsanwärtern an. Der Schritt sei bereits länger im Raum gestanden: "Die Größe der Gruppe spielt eine Rolle in der Ausbildung. Eine größere Gemeinschaft prägt, man kann sich untereinander stützen." Um die fünf Seminaristen wird St. Pölten nach Wien schicken, wo es gesamt 25 bis 30 sein werden. (APA, 5.9.2012)