Mainz - Der Anführer einer verbotenen Salafistengruppe hat nach einem Bericht des ZDF mit Anschlägen in Deutschland gedroht. "Ihr werdet nicht mehr in Sicherheit leben", drohte der mutmaßliche Berliner Salafist Dennis C. nach Angaben des ZDF in einem Video, das dem Sender am Montag vorlag. "Ihr setzt Millionen und Milliarden ein für den Krieg gegen den Islam. Und deshalb ist dieses Land hier, die Bundesrepublik Deutschland, ein Kriegsgebiet", sagte C. demnach in dem Video, das offenbar unweit des Kölner Doms gedreht wurde.

In dem Video, das möglicherweise als Grundlage für ein Märtyrervideo dienen sollte, ruft C. nach Angaben des ZDF Muslime in Deutschland zum Heiligen Krieg auf: "Setzt euch ein für den Dschihad, wandert aus oder führt ihn hier durch." Der untergetauchte Salafistenführer richtet seine Botschaft demnach direkt an Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), "Innenminister und Außenminister". "Wir werden den Dschihad in eure Länder bringen", heißt es demnach in dem Video. "Solange ihr unser Blut vergießt, grabt ihr hier euer eigenes Grab."

"Millatu Ibrahim"

Dennis C. war am 5. Mai 2012 an den Ausschreitungen bei einer Demonstration in Bonn beteiligt, bei denen mehrere Polizisten durch Messerstiche verletzt wurden. Nach dem Verbot seiner Organisation "Millatu Ibrahim" soll er sich derzeit mit zahlreichen gewaltbereiten Anhängern in Ägypten aufhalten.

Der Präsident des Bundeskriminalamts, Jörg Ziercke, zeigte sich im ZDF besorgt darüber, dass derzeit etwa 20 gewaltbereite Jihadisten in Deutschland "auf gepackten Koffern sitzen", um sich in Ländern des Nahen Ostens für den Kampf ausbilden zu lassen. Gefährlich werde es dann, "wenn diese Leute in Ausbildungslagern waren und eventuell zurückkehren hier nach Deutschland". Nach Recherchen des Senders hat das Terrornetzwerk Al Kaida Kontaktmänner nach Ägypten und Syrien entsandt, um Kampfwillige für Anschläge in Westeuropa anzuwerben.

Warnung vor Eskalation

Ziercke warnt auch vor einer Eskalation der Gewalt zwischen islamfeindlichen und salafistischen Gruppen in Deutschland. Durch Provokationen rechter Gruppen wie Pro NRW, Pro Deutschland und auch NPD schaukele sich der Konflikt auf, sagt Ziercke in der ZDF-Dokumentation "ZDFzeit: Deutschland in Gefahr? - Kampf gegen den Terror" (Sendetermin: 4.9.).

Die Rechtsextremen wollten Gewaltaktionen von salafistischen Muslim-Gruppierungen auslösen. "Hier ist das Spiel mit dem Feuer ganz eindeutig", sagte Ziercke. "Wer Karikaturenwettbewerbe in Deutschland durchführt, wer Moscheen-Touren veranlasst, der weiß, was er tut." Auch bei den islamfeindlichen Gruppen selbst gebe es ein zunehmendes Gewaltpotenzial, berichtet die ZDF-Dokumentation. (APA, 3.9.2012)