Kaum ein anderes Motorrad polarisiert wie sie, die 12-Hunderter GS. Die einen hassen sie und machen Witze sogar über die Fahrer, die anderen lieben sie und machen sie zum meistverkauften Motorrad von BMW. Die einen würden sich nicht einmal für viel Geld drauf setzen, die anderen zahlen viel Geld dafür, sie in der Garage stehen zu haben und zwei Mal im Jahr zu bewegen. Diese Besitzer sind dann wohl auch die Basis für die zuvor erwähnten Witze.

Foto: bmw

Aber Geld muss man schon haben, um eine aktuelle 12er GS besitzen zu dürfen. Oder man hat eine gute Bank. Schauen wir uns die 17.831 Euro an, die man für das Sondermodell Rallye hinlegen muss, die wir uns noch schnell holen, bevor nächstes Jahr alles anders wird. Aber dazu dann später.

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Seit Jänner ist dieses Motorrad auf dem Markt, mit rotem Rahmen, weißen Abdeckungen, die in den BMW Motorrad Motorsportfarben verziert sind. Die Tauchrohre sind schwarz, der Motor ist schwarz, und die Zylinderkopfhauben und die Schwinge sind – nein, nicht schwarz, sondern grau.

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Auf der Rallye ist das Enduro ESA verbaut, und sie hat die typischen BMW-Blinker, wo jeder nicht BMW-Fahrer bei einer Linkskurve hupt, weil der Knopf des Horns dort ist, wo andere Motorräder normalerweise den Blinkerschalter haben.

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Heizgriffe, Bordcomputer und eine verchromte Auspuffanlage – die mit der Auspuffklappe für einen herrlichen, nicht störenden, aber sehr sportlichen Boxerklang sorgt – sind auch dabei. 18.000 Euro sind trotzdem kein Bemmerl. Für das Geld bekommt man auch zwei Dacia Sanderos – und dann bleibt noch was für Sprit oder Extras übrig.

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Dann kommt dazu, dass die große GS fahrfertig fast 230 Kilogramm wiegt. Sie ist also ein echter Brummer. Trotzdem ist sie so handlich wie kein anderes Motorrad. Zwei, drei Sekunden balanciert man leicht an der roten Ampel, ohne einen Fuß runter stellen zu müssen. Sobald sich die Räder drehen, spürt man von dem Gewicht sowieso nichts mehr.

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Das geht so weit, dass man die GS auch ganz galant durchs schwere Gelände treiben kann. Steilhänge, die man sonst nur mit Hard-Enduros bezwingen würde, sind für die GS kein Problem. Na gut, so lange sie einem nicht genau dort umfällt und man sie wieder aufstellen muss – wo man eh schon mit den Füßen bedingt Halt findet.

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Springen mit der 12er GS? Kein Problem. Eigentlich wäre der Versuch lustig, einmal einen leichten Trial-Parcours damit zu fahren. Wetten, das geht? Und gar nicht schlecht? Einen kleinen Vorgeschmack darauf haben wir ja bereits 2010 bei der GS-Challenge in Südafrika bekommen, wo die Fahrer mit der Dicken einen gefeixten Rundkurs absolvieren mussten.

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Wenn heuer im Herbst die nächste GS-Challenge ausgetragen wird, dann werden die Piloten wohl wieder das Vergnügen haben, diese GS zu fahren. Denn die Neue, die wird zwar im Oktober auf der Intermot in Köln vorgestellt, aber bis zur Challenge werden es die ersten Bikes wohl noch nicht schaffen.

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Schon länger kursieren Gerüchte darüber, wie BMW es schaffen wird, mehr als die 110 PS Leistung aus dem 1170 Kubikzentimeter großen Boxer zu holen und dabei die Abgasvorschriften trotzdem einzuhalten. Eine Möglichkeit ist eine Wasserkühlung. Und die wird es nun ab 2013 wohl auch auf der großen GS geben. Ob diese Vermutung stimmt, das werden wir ab Oktober sehen. Wie sich der neue Motor dann in der GS fährt, werden wir wohl erst im Frühjahr erfahren.

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Bis dahin reisen wir mit der luftgekühlten GS noch einmal um die Welt, hinauf über den Weinberg, über die Autobahn runter nach Italien oder einfach nur schnell am Wochenende zum Knieschleifen durch die Kalte Kuchl. Weil das alles kann die GS perfekt. Obwohl sie am Datenblatt blunzig ist und dem Konto einen schweren Schaden zufügt.

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Daten BMW R 1200 GS Rallye
Motor: luftgekühlter Zweizylinder-Boxermotor
Hubraum: 1170 ccm Leistung: 81 kW (110 PS) bei 7.500 U/min
Drehmoment: 120 Nm bei 6.000 U/min
Kraftübertragung: Kardan
Radaufhängung vorne: Telelever Radaufhängung hinten: Paralever
Bremse vorne: Doppel-Scheibenbremse, Ø 305 mm Bremse hinten: Scheibenbremse, Ø 265 mm
Reifen vorne: 110/80 R19 Reifen hinten: 150/70 R17
Gewicht fahrfertig: 229 kg Sitzhöhe: 850-870 mm
Preis: 17.831 Euro

(Guido Gluschitsch, derStandard.at, 3.9.2012)

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