Verkehrsfunk im Radio ist eine feine Sache. Mit etwas Glück hört der Verbraucher, bevor er im Stau steckt, welchen Umweg er einschlagen könnte, um einer unerwünschten Fahrzeugakkumulation zu entgehen.

Meistens ist es aber so wie bei der Schlange an der Supermarktkasse. Die ausgewählte, in der man sich eingekeilt zwischen ungeduldig schnaufenden Zeitgenossen wiederfindet (die einem den Einkaufswagen beherzt in die Achillessehne drücken), ist prinzipiell die längere. In der tummeln sich besonders viele jener Spezies, für die Zeit keine Rolle spielt. Ihr Pendant auf der Straße sind Zeitgenossen, die sich auf dem Pannenstreifen vorbeischmuggeln, um sich am letzten Drücker respektlos in die erste Spur hineinzudrängen.

Solcherart genervt, wird man auch noch verhöhnt. Denn nichts anderes ist es, wenn der Stau, in dem man bei schlappen 30 Grad festsitzt, von den lustigen Menschen von Ö3 quasi live geschildert wird. "Achtung, Autofahrer, Sperre auf der Mattersburger Schnellstraße S4", gackerte unlängst an einem Vormittag eines der schrillen Ö3-Mädels aufgeregt ins Mikrofon. "Ein Kleintransporter ist mit einem Lkw kollidiert." Hahaha. "Die S4 ist gesperrt." Hihihi. "Rechnen Sie mit einem Zeitverlust von mindestens 30 Minuten."

Abgesehen davon, dass sich die S4 für Stunden als unpassierbar erwies: Was ist an so einem tragischen Vorfall bitte lustig? Wenn schon ganz Österreich mit elendslangen Staumeldungen mit lokaler Bedeutung zwangsbeglückt wird, geht das auch kurz und knapp. Das Leben ist nicht immer ein Hit. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, 31.8.2012)