Weil die Asylwerber nicht nach St. Leonhard kommen durften, fuhren 50 Gemeindebewohner zu ihnen auf die Saualm.

Foto: gerhard maurer

Klagenfurt - Es sollte ein Fest des Friedens auf der Saualm werden. Pfarrer Johann Wornik und Pfarrgemeinderat Heinrich Tritthart hatten am Samstag zu einer interkonfessionellen Andacht mit anschließendem gemeinsamem Essen geladen. Gemeindebürger von Griffen und Anrainer der umstrittenen "Sonderanstalt" für mutmaßlich straffällige Asylwerber sollten einander begegnen.

Etwa 100 Personen waren in der kleinen Kirche zum heiligen Leonhart, dem Schutzpatron der Gefangenen, zusammengekommen. Die Asylwerber waren nicht da. Die Asylheimbetreiberin Herta L. hatte ihnen schon im Vorfeld die Teilnahme verweigert.

Kurzerhand machte sich eine Gruppe von etwa 50 Personen auf zur "Sonderanstalt" und brachte Essen und Geschenke für die Asylwerber mit. Diese schlichen verschüchtert aus dem Haus. Die Besucher ließen sich nicht abweisen. Sie hatten einen Dolmetscher mit und wollten mit den Asylwerbern reden. Dann forderte die private Security Polizei an, die etwa 40 Minuten später mit zwei Wagen anrückte.

Empörter Wortwechsel

In der Zwischenzeit war auch die Heimbetreiberin vorgefahren und beschimpfte lauthals die Menge: "Verschwindet hier von meinem Grundstück und nehmt die Asylanten gleich mit." "Das ist unser Steuergeld, von dem Sie bezahlt werden, wir wollen sehen, wie es den Flüchtlingen hier bei Ihnen wirklich geht", rief eine ältere Dame empört. Schließlich zog man sich an die Grundstücksgrenze zurück. Die teils nur dünn bekleideten Asylwerber schlotterten im strömenden Regen vor Kälte.

Einmal mehr wurden Schikanen und Mangelversorgung in der "Sonderanstalt" deutlich. So klagte ein Mann über Lähmungserscheinungen in einem Bein, dessen Muskeln bereits zurückgebildet sind. Seit Wochen weigere sich Herta L., ihn zum Arzt zu fahren. Ein anderer sprach von einem Magenmedikament, das ihm vorenthalten werde. Eine Anrainerin versprach, dieses zu besorgen.

Immer wieder komme die Security unangemeldet mit einem Rottweiler ins Zimmer und hindere ihn beim Beten. Manchmal schlage die Security auch mit dem Schlagring zu, die Heimbetreiberin reagiere nicht. Das Essen sei schlecht, wer zu spät zum Essen komme, bekomme nichts mehr. Der Security sei es untersagt, Asylwerbern Nahrungsmittel herauszugeben. Nicht einmal Fußballspielen mit einem Tennisball sei gestattet. Zu all diesen Vorwürfen wollte Herta L. nichts sagen. Nach etwa einer Stunde verließen die Besucher das Asylheim. (Elisabeth Steiner, DER STANDARD, 3.9.2012)