Spa - Es regnete und regnete und regnete: Das typische Spa-Wetter hat das Freie Training zum Großen Preis von Belgien am Freitag sprichwörtlich ins Wasser fallen lassen. Auf der "Ardennen-Achterbahn" bildeten sich bei unangenehm kühlen elf Grad und bei anhaltend starkem Regen große Pfützen auf dem Asphalt, weshalb den Piloten das Risiko zu groß war, bei ihren kostbaren Boliden einen Blechschaden zu riskieren. Entsprechend viel Zeit verbrachten die Fahrer während den beiden Trainingssessions am Vor- und Nachmittag in der Box. In der zweiten Einheit wurde über 90 Minuten nicht eine einzige ernsthaft gefahrene Runde gestoppt. Am Ende absolvierten die Fahrer nur noch ein paar zaghafte Startübungen.
Red-Bull-Pilot Vettel scherzte lieber mit seinem Teamkollegen Mark Webber in der Garage und sorgte so für ein bisschen Unterhaltung, Williams-Fahrer Bruno Senna tippte ein paar SMS und machte Fotos von seinem Boliden, und Mercedes-Mann Nico Rosberg beratschlagte sich lieber dick eingepackt mit seinen Ingenieuren, als seine Runden zu drehen. "Ab morgen soll das ganze Wochenende schön sein", meinte der 27-Jährige, weshalb sich die Erkenntnisse für die Fahrer in Bezug auf das Qualifying und Rennen in Grenzen gehalten hätte.
"So ein Tag hilft uns dabei natürlich nicht weiter"
Auch Vettel wollte an seinem Red Bull eigentlich neue Teile testen - doch wegen des Wetters war das nicht möglich. "So ein Tag hilft uns dabei natürlich nicht weiter", meinte der zweimalige Weltmeister. Selbst Regen-Gott Michael Schumacher hielt sich zunächst vornehm zurück. Und deshalb sahen die Fans kaum fahrende Rennwagen - sondern nur niederprasselnden Regen.
Erst nach 48 Minuten traute sich Rosberg als Erster auf die Strecke. Doch der 27-Jährige fuhr ohne gezeitete Runde gleich wieder in die trockene Box. Das Schauspiel wiederholte Schumacher, der in Spa sein 300. Rennen fährt und für sein Jubiläum einen mit Platin belegten Helm bekommen hat, kurze Zeit später. "Es ist wirklich ein ganz besonderes edles Stück geworden", sagte der Rekordweltmeister über seinen neuen Kopfschutz, "es dokumentiert einen Meilenstein in meiner Karriere und wird einen besonderen Platz in meiner persönlichen Sammlung finden." Felipe Massa fuhr nur auf die Strecke, weil "ihm zu langweilig" war.
Kobayashi mit Bestzeit
Schon am Vormittag waren die Wagen über die gut sieben Kilometer lange Berg- und Talfahrt geschlittert. Schnellster war im ersten Training Kamui Kobayashi im Sauber-Ferrari. Der Japaner fuhr am Vormittag 2:11,389 Minuten und verwies Pastor Maldonado aus Venezuela im Williams auf Platz zwei. Dritter wurde Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo aus Australien. Der WM-Zweite und Vettel-Teamkollege Mark Webber wurde Fünfter, Nico Rosberg im zweiten Silberpfeil Siebter und damit bester Deutscher. Vettel landete auf Rang neun. Insgesamt hielten sich die Top-Favoriten auf den Titel angesichts der widrigen Bedingungen zurück. WM-Spitzenreiter Fernando Alonso im Ferrari hatte am Vormittag sogar fast 30 Sekunden Rückstand auf Kobayashi. Doch spätestens am Samstag sind die Top-Stars im Qualifying (14 Uhr/RTL und Sky) wieder richtig gefordert. Auch wenn es regnen sollte. (sid; 31.8.0212)