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Generalstabschef Helmut Entacher nimmt sich wieder kein Blatt vor den Mund und kritisiert Darabos' Berufsheerpläne. Die Finanzierung sei illusorisch, zu wenige würden sich melden, weil der finanzielle Anreiz zu gering sei.

Foto: APA/Neubauer

Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) stößt mit seinem Plan eines Berufsheers statt der Wehrpflicht heeresintern auf Widerstand. Generalstabschef Edmund Entacher kritisierte Darabos am Freitag im Ö1-"Morgenjournal".

Der Konflikt zwischen dem Generalstabschef und dem Minister hatte schon dazu geführt, dass Darabos Entacher zwischenzeitlich absetzte, das aber wegen Rechtswidrigkeit wieder zurücknehmen musste. Entacher nimmt sich nun abermals kein Blatt vor den Mund und sagt, bei einer Umstellung müsse man mit Rekrutierungsproblemen, zusätzlichen Kosten und Kasernenschließungen rechnen: "Es gibt ja massive Gründe, warum man in Österreich das Berufsheer nicht einführen sollte: sinkende Budgets. Die Behauptung, dass das Budget gleich bleibt, ist ein netter Wunsch. Alle Zeichen stehen darauf, dass es weniger wird."

"Nicht finanzierbar"

Der Generalstabschef vermutet, dass die 5.000 Euro Jahresprämie für Milizsoldaten mit Katastrophenschutzeinsatz nicht finanzierbar sind - wenn man von 10.000 Mann ausgehe. "Wenn man die Systemerhaltung mit Aufnahmen oder Leiharbeitern ersetzen würde, braucht das 2.000 bis 3.000 Personen. Das sind noch einmal 60 Millionen Euro. Das halte ich für völlig illusorisch."

Mit 7.500 Zeitsoldaten, also Hauptberuflichen für einige Jahre, kalkuliert der Minister. Die werden nicht kommen, prophezeit sein Generalstabschef, "weil wir letztlich zu wenig zahlen". Da kämen Faktoren wie Tauglichkeit und Ausbildung zum Tragen, und dementsprechend werde es auch nicht möglich sein, im Katastrophenfall wirklich auf die Schnelle 12.500 Soldaten einzusetzen, meint Entacher.

Entacher: Andere Länder trauern Wehrpflicht nach

Dass die Mehrheit der EU-Länder schon ein Berufsheer hat, beeindruckt Entacher nicht: Er kenne mehrere kleine Staaten, die "liebend gerne" zur Wehrpflicht zurückkehren würden, "aber das geht eben gar nicht mehr". Budgetprobleme seien oft der Grund dafür, dass andere Länder dem Wehrpflichtigenheer nachtrauern, meint Entacher. Der Volksbefragung sehe er recht gelassen entgegen: "Ich denke, das Match ist gewinnbar." (red, derStandard.at, 31.8.2012)