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Die Gewerkschaft Ufo (Unabhängige Flubegleiter Organisation) demonstriert große Streikbereitschaft.

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In der Wartehalle in Frankfurt staut es sich.

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Frankfurt - Wegen des Streiks bei der Deutschen Lufthansa können in Frankfurt kaum mehr Flugzeuge landen. Grund sei, dass die Parkpositionen knapp würden, sagte ein Sprecher von Deutschlands größtem Flughafen am Freitag. Der Airport habe deshalb die Anweisung erteilt, dass europaweit keine Flüge mehr nach Frankfurt starten sollten.

"Aktuell fallen ein Großteil der Kurz- und Mittelstrecken sowie vereinzelt Langstreckenflüge aus", sagte ein Lufthansa-Sprecher am späten Vormittag. Bei der Gewerkschaft UFO hieß es: "Hier am Flughafen herrscht Chaos. Sie wissen nicht mehr, wohin mit den Fliegern. Im Moment fallen alle Flüge aus." Das wollte der Flughafenbetreiber Fraport so nicht bestätigen. Allerdings wurden bis auf weiteres alle Starts von einem deutschen oder einem europäischen Flughafen mit Zielort Frankfurt gestoppt. Flugzeuge, die bereits in der Luft sind, können kommen", betonte ein Sprecher. Zudem würden weiter Maschinen ab Frankfurt starten. Interkontinentalflüge seien von dem Stopp ausgenommen.

Die Flugbegleiter der AUA-Mutter Lufthansa sind seit fünf Uhr im Streik: Am Frankfurter Flughafen konnten zahlreiche Maschinen Freitagfrüh nicht starten. Bisher wurden zwei Flüge nach Österreich und drei Flüge nach Frankfurt gestrichen. Das geht aus der Homepage des Frankfurter Flughafens hervor. Demnach wurde der Flug in die Bundeshauptstadt, der um 8.45 Uhr von Frankfurt starten sollte, und eine Verbindung nach Linz um 8.50 Uhr, gestrichen.

Flüge nach Wien gestrichen

Bisher wurden drei Lufthansa-Flüge nach Österreich und drei Flüge nach Frankfurt gestrichen. Das geht aus der Homepage des Frankfurter Flughafens hervor. Demnach wurde der Flug in die Bundeshauptstadt, der um 08.45 Uhr von Frankfurt starten sollte, und zwei Verbindungen nach Linz um 8.50 Uhr und 13.00 Uhr, gestrichen. Außerdem wurden zwei Flüge von Wien nach Frankfurt (geplante Ankunft 10.05 Uhr und 12.30 Uhr) sowie eine Verbindung von Linz (Ankunft 11.45 Uhr) annulliert. Verspätet wird der Lufthansa-Flug aus Innsbruck erwartet (Ankunft 12.20 Uhr statt 11.25 Uhr) und aus Salzburg (14.35 Uhr statt 11.35 Uhr). Alle anderen Lufthansa Flüge von und nach Österreich scheinen dagegen vom Streik bisher nicht betroffen.

Die Austrian Airlines (AUA) will nun wegen dem Streik größere AUA-Flieger einsetzen. Sollte es zu Ausfällen auf Strecken zwischen Österreich und Deutschland kommen, "würden wir alles tun, um Passagiere mitzunehmen. Wir würden größere Flugzeuge einsetzen", sagte AUA-Sprecher Peter Thier am Mittwoch.

Es bildeten sich Freitag früh lange Schlangen vor den Umbuchungsschaltern am Frankfurt Airport, ein Chaos am größten deutschen Flughafen brach jedoch zunächst nicht aus. Drei von vier Lufthansa-Flugzeugen sollten trotz des Streiks planmäßig abheben. Unmittelbar betroffen war zunächst nur der größte deutsche Airport.

Gestrandete Passagiere aufgenommen

Die AUA hat zehn gestrandete Lufthansa-Passagiere auf ihrem ersten Frankfurt-Flug mitgenommen, nachdem der Flug streikbedingt ausfiel. Der Flug OS121 sei deshalb mit halbstündiger Verspätung erst um 7.40 Uhr gestartet, berichtete Thier. Die Wartezeiten für Lufthansa-Passagiere seien bisher "unangenehm, aber überschaubar" und würden zwischen einer halben Stunde und zwei Stunden betragen, sagte der Sprecher. Die AUA sei vom Streik der Luftbegleiter bei ihrer Muttergesellschaft Lufthansa nicht betroffen.

Am Nachmittag will die AUA für ihren Frankfurt-Flug OS131 um 15.30 den Langstreckenflieger Boeing 767 einsetzen, der um 70 Sitzplätze mehr hat als der Airbus 320. Ob man für den Berlin-Flug ebenfalls ein Langstrecken-Flugzeug einsetzen wird, steht laut Thier noch nicht fest.

Zugticket als Ersatz

Die Deutsche Bahn setzt wegen des Streiks der Flugbegleiter der Deutschen Lufthansa in Frankfurt am Freitagvormittag mehr Züge als sonst ein. Damit soll Passagieren, deren Flüge ausfallen, geholfen werden. Die Bahn habe mit der Lufthansa ein entsprechendes Kooperationsangebot "Good for Train" abgeschlossen, teilte das Unternehmen in Berlin mit. Auf den Bahnhöfen werde zusätzliches Personal Fahrgäste informieren. Der Ausstand der Stewards und Stewardessen soll offiziell bis 13.00 Uhr dauern.

Passagiere des innerdeutschen Flugverkehrs könnten ihr elektronisches Ticket für die eingetragene Strecke online über die Lufthansa-Internetseite, am Check-In-Automaten oder Lufthansa-Schalter in einen Reisegutschein für die Deutsche Bahn umwandeln lassen. Die ausgegebenen Gutscheine berechtigen Fluggäste bei innerdeutschen Verbindungen zum direkten Einstieg in den Zug. Abweichend hiervon müssen die sie bei internationalen Verbindungen vor Fahrtantritt in einem DB Reisezentrum gegen eine Fahrkarte eingetauscht werden.

Auch nach Streik noch Verzögerungen

Der Chef der Flugbegleiter-Gewerkschaft UFO, Nicoley Baublies, nannte die Streikbereitschaft der Stewardessen und Stewards der Lufthansa "absolut überwältigend". Er betonte im ARD-"Morgenmagazin", Passagiere müssten auch nach dem offiziellen Streikende um 13 Uhr noch mit Verzögerungen rechnen. "Es dauert Tage, bis der Flugplan wieder ganz normal ist", meinte Baublies.

Die Airline könne 32 geplante Hin- und Rückflüge - also insgesamt 64 Flüge - nicht anbieten, sagte Lufthansa-Sprecher Jan Bärwalde der Nachrichtenagentur dpa am frühen Freitagmorgen. Das entspreche etwa 25 Prozent der für diesen Zeitraum geplanten Flüge. Allerdings seien vorerst nur innerdeutsche und innereuropäische Strecken betroffen.

UFO-Chef Baublies appellierte an die Lufthansa, den Flugbegleitern ein neues Angebot in dem festgefahrenen Tarifstreit zu machen. Weitere Aktionen hingen "vom Verhalten der Lufthansa ab". UFO könne auch für den (heutigen) Freitagabend erneut zum Streik aufrufen. Zunächst sollen einzelne Flughäfen einbezogen werden. Baublies hatte aber früher bereits betont, auch ein flächendeckender Streik sei möglich, wenn sich die Airline nicht bewege. Die Gewerkschaft organisiert nach eigenen Angaben die Mehrheit der rund 19.000 Flugbegleiter bei der Lufthansa. UFO hatte zunächst nur das Kabinenpersonal in Frankfurt zum Streik aufgerufen - von einige kleineren Aktionen in der Vergangenheit abgesehen ist es der erste Arbeitskampf der Gewerkschaft. Der Streik dürfte sich wegen der Vernetzung des Flugverkehrs aber auch andernorts auswirken.

Am Frankfurter Terminal 1 gaben Anzeigetafeln den Ausfall von Lufthansa-Flügen mit Zielen in Deutschland und Europa bekannt. Gestrichen waren zum Beispiel Verbindungen nach Hamburg, Berlin, Zürich, London und Rom. Eine laufend aktualisierte Liste der gestrichenen Flüge veröffentlicht Lufthansa auf ihrer Website www.lufthansa.com.

Fünf Prozent mehr Entgelt

Die Gewerkschaft hatte am Dienstag nach dem Scheitern langwieriger Verhandlungen den Streik ausgerufen, dem die Mitglieder schon im Voraus zugestimmt hatten. UFO hat in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen nach drei Jahren Nullrunden neben fünf Prozent höheren Entgelten unter anderem das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs verlangt. Lufthansa plant hingegen mittelfristige Einsparungen bei den Personalkosten und will dafür unter anderem die Beförderungsstufen strecken.

Das Unternehmen wies die Darstellung der UFO zurück, dass rund 2.000 Flugbegleiter in die geplante interne Billigfluglinie mit schlechteren Tarifbedingungen verlagert werden sollten. Mindestens 800 der vorgesehenen Kräfte kämen von der Tochter Germanwings, in der vergleichbare Tarifbedingungen bereits gelten, hieß es.

Lufthansa und die verschiedenen Flughäfen hatten sich intensiv auf die Streiks der Stewards und Stewardessen vorbereitet. Bereits die erste unbestimmte Ankündigung vom Dienstag hatte zu Stornierungen und Umbuchungen geführt. Europas größte Fluggesellschaft wollte alle technischen Möglichkeiten nutzen, ihre Kunden über Flugausfälle zu informieren. (APA, 31.8.2012)