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Erste-Chef Treichl: "In irgend einer Form werden wir alle in Europa für diesen Schaden aufkommen müssen."

Foto: APA/Hochmuth

Alpbach - Laut Erste-Group-Chef Andreas Treichl müssten alle - Politiker und Banker - ihre Schuld einbekennen, gleiche Währung mit gleichem Risiko verwechselt zu haben. "Und das über einen sehr langen Zeitraum. In der Zeit ist ein gewaltiger Schaden entstanden", sagte er am Donnerstag bei den Finanzgesprächen in Alpbach.

Daher müsse am Erhalt der gemeinsamen Währung hart gearbeitet zu werden, wolle man sie tatsächlich erhalten. Und dafür gebe es viele Gründe, befand der Banker.

Umverteilung sicher

"Egal welchen Weg wir gehen, ob wir Länder aus dem Euro ausschließen, ob sich Länder selber entschließen auszutreten, ob wir einen Nord- und Südeuro einführen, ob starke Staaten im Euro bleiben und schwache aussscheiden oder umgekehrt oder ob wir es so lassen wie es ist: In irgend einer Form werden wir alle in Europa für diesen Schaden aufkommen müssen", sagte Treichl. Das könne Inflation sein, das könnten Steuern sein oder massive Einkommensverluste. Es werde in irgendeiner Form zur Umverteilung kommen. Es sei wichtig, dass man das ausspreche.

Treichl kritisierte, dass nach acht Jahren eines verfehlten Glaubens täglich unzählige Experten rieten, was zu tun sei. "Wir müssten zugeben, wir wissen es nicht. Das ist in der Form alles noch nicht passiert." Da müssten Politik und Finanzwirtschaft so ehrlich sein wie die Medizin seit hunderten Jahren, die oft einräumen müsse, dass man für bestimmte Krankheiten zu bestimmten Zeiten eben keine Heilung kenne. Gefährlich sei in so einer Situation politischer Populismus. "Das macht die Probleme noch größer."

Euro nicht das Problem

"Wir sind 2012 genau dort, wo wir 1995 waren, mit dem Unterschied, dass wir alle in der selben Währung sind." Der größte Irrtum wäre es, sich von einer Auflösung der Eurozone eine Lösung von Problemen zu erwarten. Die USA kopieren zu wollen, mit den Vereinigten Staaten von Europa und einer "Superwährung" wäre eine Lösung, die werde es aber nicht so schnell spielen. Die USA hätten weit über hundert Jahre gebraucht bis zu ihrer gemeinsamen Währung.

"Wir haben nicht die Zeit darauf zu warten." Wenn es in diese Richtung gehe, werde das Jahrzehnte dauern. Treichl kann der Position von EZB-Chef Mario Draghi viel abgewinnen, die USA zumindest zu einem Teil abzubilden - also die Währungsunion aufrecht zu halten und über die Zeit zu versuchen, sich langsam zu einer politischen Union zu entwickeln. Die Schuldenstaaten in Europa hätten in der Zeit "unfassbare Anstrengungen" vor sich. (APA, 30.8.2012)