Alpbach - Die Übernahme von Orange durch Hutchison spießt sich zunehmend an den geplanten Auflagen der EU- und der österreichische Kartellbehörde. Konkret geht es darum, dass Hutchison mit seiner Marke "3" sogenannten virtuellen Betreibern Zugang zum Netz gewähren muss. Diese Mobilfunker, allen voran der Kabelkonzern UPC, verfügen über kein eigenes Netz und mieten dieses quasi an.
Sorgt die Fusionskontrolle aus Sicht des Netzinhabers für zu geringe Mautgebühren, gehen Kapazitäten und Kunden verloren. Das ist "sehr sensitiv", heißt es dazu von einem involvierten Telekom-Manager. Er wollte nicht ausschließen, dass die Milliarden-Transaktion daran sogar scheitern könnte. Betroffen ist auch die Telekom Austria, die in dem Dreiecksdeal die Orange-Diskontmarke Yesss übernehmen will. Ähnlich wie die Brüsseler Kartellinstanz verlangt die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde die Öffnung des A1-Netzes für Dritte.
Zusätzlicher Druck kommt von Mitbewerbern wie T-Mobile, die auf harte Auflagen pochen. Die derzeit geplanten Zugangskonditionen für virtuelle Anbieter sind aus Sicht der Deutschen nicht ausreichend. Telekom-Austria-Chef Hannes Ametsreiter sagte am Rande des Forums Alpbach, er warte auf die für Ende November geplante Entscheidung der Behörden und wolle ein mögliches Ergebnis solange nicht kommentieren. Jedenfalls arbeite der Konzern konstruktiv mit den Wettbewerbshütern zusammen. Aus dem Kaufvertrag geht hervor, dass der Verkauf von Yesss hinfällig ist, sollte die Orange-Übernahme scheitern.
Vertiefte Prüfung
Die EU führt derzeit eine vertiefte Prüfung durch, weil sie durch die Reduktion der Anbieter von vier auf drei eine zu hohe Konzentration und damit steigende Preise befürchtet. T-Mobile-Chef Robert Chvátal heizt die ohnehin hitzige Debatte weiter an und verlangt, dass die EU-Kommission auch Fragen der nächsten Frequenzauktion klärt. Konkret soll Brüssel der österreichischen Regulierungsbehörde Vorgaben machen, die eine faire Aufteilung der für den Ausbau des mobilen Breitbands notwendigen Lizenzen sicherstellen. Durch den Orange-Deal hätten sowohl Hutchison als auch A1 einen Konkurrenzvorteil, während T-Mobile auf die neuen Frequenzen angewiesen sei.
Das ließ "3" nicht auf sich sitzen und konterte mit einem Loblied: Die Deutschen verfügten seit der Telering-Übernahme über die beste Netzausstattung, außerdem sei man bereit, dem Rivalen zusätzliche Standorte zur Verfügung zu stellen. Zudem weist Hutchison-Manager Jan Trionow die T-Mobile-Kritik, wonach der Zugang für virtuelle Betreiber ein Placebo sei, zurück. Der Mitbewerber müsse sich hier "offensichtlich verrechnet haben".
Jedenfalls werfen die Querelen einen Schatten auf die wegen des Fusionsreigens vom Herbst auf nächstes Jahr verschobene Auktion der Frequenzen. Der Bund kalkuliert dabei mit einer Untergrenze von 250 Millionen Euro, es wurden aber auch schon Erlöse von 600 Millionen genannt. Chvátal ist der Ansicht, dass der Ausbau der neuen Handygeneration desto langsamer stattfinden werde, je mehr die Mobilfunker für die Lizenzen hinblättern müssen. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, 30.8.2012)