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Rapid-Präsident Rudolf Edlinger will die Sanktionen gegen randalierende Fans weiter verstärken.

Foto: APA/ Pfarrhofer

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Andy Marek tritt als Fanbeauftragter zurück.

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Wien - Rapid-Präsident Rudolf Edlinger hat am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien neuerlich das Verhalten einiger Fans beim Auswärtsspiel in Saloniki scharf kritisiert. Gleichzeitig betonte er jedoch, dass er das noch nicht rechtskräftige Urteil der UEFA (Geisterspiel und 75.000 Euro Strafe) für nicht verhältnismäßig halte, zumal sich Rapid-Verantwortliche und -Spieler im Vorfeld des Spiels argen Bedrohungen ausgesetzt gesehen hätten. Edlinger wies darauf hin, dass in Griechenland nicht einmal das Aufsuchen von Toiletten ohne Personenschutz möglich gewesen sei.

Um die Krawallmacher vom Toumba-Stadion zu identifizieren, hat Rapid von PAOK - bisher erfolglos - die Videoaufzeichnungen eingefordert. Sieben Personen aus dem Rapid-Sektor wurden festgenommen, eine davon wieder freigelassen. Auf die sechs weiteren Rapid-Anhänger wartet ein Prozess. So lange das Verfahren läuft, besteht für dieses Sextett im Hanappi-Stadion Hausverbot, das im Falle von Freisprüchen aufgehoben werden soll.

Zehnjährige Stadionverbote drohen

Bei einer Verurteilung droht den Übeltätern jedoch ein österreichweites zehnjähriges Stadionverbot sowie Regressforderungen seitens Rapid wegen der UEFA-Strafe. "Vielleicht waren wir in der Vergangenheit zu tolerant, das wird es nicht mehr geben. Gewalt sowie das Zünden und Werfen von Pyrotechnik und anderen Gegenständen werden geahndet werden", erklärte Edlinger.

Es gebe Anhänger, für die das Spiel sekundär sei. Solche Fans seien in Hütteldorf jedoch nicht erwünscht, betonte der Präsident der Grün-Weißen. Man wolle die Sanktionen künftig verstärken und Regressforderungen stellen, sofern Schaden entstehe. Künftig wolle man außerdem das Prozedere ändern, wer mit der Mannschaft zu Auswärtsspielen mitfliegen darf, kündigte Clubservice-Leiter Andy Marek an.

Edlinger hofft, dass das Rückspiel gegen PAOK Saloniki am Donnerstag (20.45 Uhr live auf derStandard.at) im Hanappi-Stadion friedlich über die Bühne gehen wird. Weitere Ausschreitungen würden nicht nur für die Berufung gegen den UEFA-Schuldspruch negative Folgen haben. Zunächst wolle man die UEFA-Sanktionierung zweiter Instanz abwarten und dann gegebenen Falls einen weiteren Einspruch formulieren.

Marek-Rückzug als Fanbeauftragter

Marek wird sich als Fanbeauftragter zurückziehen, kündigte er bei der Pressekonferenz an. Es werde künftig ein Fanzentrum mit Unterstützung eines Sozialarbeiters sowie einem Experten in Sachen Sicherheit und Organisation geben, das seit längerem geplant wurde und im Herbst eröffnet werden soll. "Es geht nicht mehr alleine. Ich werde immer beratend mitwirken, werde weiterhin das Clubservice leiten, aber das Fanprojekt wird auf neue Beine gestellt", sagte Marek, der als Hauptgrund für seinen Schritt die stark angewachsene Fangemeinde und die Vielzahl seiner Aufgabenbereiche anführte. Der 50-Jährige will sich künftig verstärkt um die Aufgabenbereiche Ticketing und Merchandising kümmern.

"Mir wird vorgeworfen, dass ich zu viele Freunde in der aktiven Fanszene habe, aber ich habe immer versucht, das Beste zu tun, auch wenn mir sicher Fehler passiert sind. Ich habe etwas versucht, so dass ich mich jeden Tag in den Spiegel schauen kann. Vor wenigen Jahren haben viele Dinge sehr gut funktioniert. Aber es hat sich vieles verändert, und darum muss man das anders anpacken", so Marek zum Vorwurf eines zu liberalen Umgangs mit der Fanszene. "Vielleicht kann man mir vorwerfen, dass ich zu tolerant war, aber es gibt keine Wunderpille. Wir schauen über die Grenzen, und dort ist auch nicht alles perfekt", meinte die Rapid-Stadionstimme mit Blick auf die Vorfälle in deutschen Stadien.

Als Knackpunkt für die Veränderung in der Fanszene führte Marek jenen Zeitpunkt an, als sich eine Handvoll Fans abgewandt und gesagt hätten, dass man mit dem Verein nicht mehr reden wolle. (Thomas Hirner, derStandard.at, 29.8.2012)