Bild nicht mehr verfügbar.

Nächste Haltestelle Landhaus: In Oberösterreich wird bis Jahresende über eine Übernahme von vier Nebenbahnen verhandelt.

Foto: APA/HERBERT PFARRHOFER

Linz/Salzburg/St. Pölten - Zu Jahresbeginn schien noch alles auf Schiene. Verkehrsministerin Doris Bures (SP) klopfte mit der Überzeugung, dass Strecken mit "touristischem oder nostalgischem Nutzen" künftig regional geführt werden sollten, beim Land Oberösterreich an. Angedacht war die Übernahme von bis zu 300 Kilometern Nebenbahnen. Eine Einigung schien unmittelbar bevorzustehen. Doch dann zog, angesichts der Diskussionen rund um den Fiskalpakt, Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) die Notbremse. Die Diskussion, ob nun Mühlkreis-, Almtal-, Hausruck- und Aschacher Bahn zur Ländersache werden, landete auf unbestimmte Zeit auf dem Abstellgleis.

Wiederaufnahme der Verhandlungen

Doch jetzt scheint man wieder Fahrt aufzunehmen, zumindest kündigt Oberösterreichs Verkehrslandesrat Reinhold Entholzer auf STANDARD-Nachfrage für Ende Oktober die Wiederaufnahme der Verhandlungen mit dem Bund an. "Ich bin optimistisch, dass wir bis zum Jahresende eine Einigung erzielen werden", ist Entholzer überzeugt. Knackpunkt wird vor allem die "Mitgift" des Bundes sein. Entholzer: "Ohne eine finanzielle Beteiligung beim Ausbau und somit eine Attraktivierung der Nebenbahnen wird es nicht gehen."

98 Millionen Euro betrage etwa das Investitionsvolumen bei der Mühlkreisbahn zwischen 2013 und 2020. Entholzer: "50 Prozent wollen wir davon vom Bund." Bei den drei übrigen Nebenbahnen liegt der Kostenansatz des Landes im selben Zeitraum bei 120 Millionen Euro. Der Bund will hingegen über 100 Millionen Euro im Moment noch nicht hinausgehen. Angedacht ist, dass die Nebenbahnen ein Teil der Verkehrsholding des Landes werden.

Für die Grünen ist ein oberösterreichisches S-Bahn-Netz das Ziel, ähnlich, wie es etwa in der Steiermark eingeführt wurde. Einig sind sich die Parteien im Landtag auch, dass es nach einer möglichen Übernahme keine Schließungen geben soll. Sollte sich dies bewahrheiten, wäre man entschieden anders als in Niederösterreich vorgegangen.

Aufregung um Stilllegungen

Das Land Niederösterreich hat am 1. Jänner 2011 von der ÖBB 28 Nebenbahnstrecken - rund 620 Kilometer Schiene - übernommen. Für den Ausbau sagten Land und Bund jeweils 45 Millionen Euro sowie die ÖBB-Infrastruktur AG 50 Millionen für die nächsten Jahre zu. Wenig später gab es große Aufregung darüber, dass die meisten dieser Strecken stillgelegt wurden. Im Büro des aktuellen Verkehrslandesrats Karl Wilfing (VP) wird es so dargestellt, dass diese bereits von der ÖBB eingestellt gewesen seien, das Land habe 317 Kilometer wiederbelebt. Lediglich auf der Mariazellerbahn und der Citybahn Waidhofen richtet sich das Angebot noch an Pendler. Alle anderen weiterbetriebenen Bahnen werden vorwiegend touristisch genutzt. In einigen Fällen wurden Buslinien eingerichtet oder die Errichtung von Radwegen versprochen.

In Salzburg gilt die Pinzgauer Lokalbahn als Vorblid für eine gelungene "Verländerung". Die Schmalspurbahn ist Anfang Juli 2008 von der ÖBB in Landesbesitz übergegangen. 32 Millionen Euro wurden in die Sanierung gesteckt. 13 Millionen zahlte die ÖBB, zehn Millionen der Bund, neun Millionen das Land. Die Salzburg AG wurde mit der Betriebsführung beauftragt.

Zudem betreibt die Salzburg AG die Salzburger Lokalbahn zwischen Salzburg und Lamprechtshausen sowie Trimmelkamm. 2006 übergab die ÖBB die Schafbergbahn an die Salzkammergutbahn GmbH, eine Tochterfirma der Salzburg AG.

Vorarlbergs einzige Nebenbahn, die Montafonerbahn zwischen Schruns und Bludenz, besteht seit 100 Jahren. Die Privatbahn ist zum Großteil im Besitz der öffentlichen Hand. Hauptaktionär ist mit 54,5 Prozent der Stand Montafon, der regionale Gemeindeverband. Die Illwerke, der Energieversorger des Landes, halten 11,5 Prozent, 11,2 Prozent besitzt das Land Vorarlberg. Der Rest ist im Streubesitz. Die Montafonerbahn fährt auch Bus und deckt damit den gesamten öffentlichen Personennahverkehr im Montafon ab. (mro/spri/jub/ruep, DER STANDARD, 29.8.2012)