Das Galaxy Note 10.1 im Test.

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Durchwachsen: 1.280 x 800 auf 10,1 Zoll sind besonders auf einem herkömmlichen LCD keine Meisterleistung.

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Im Allround-Test behauptet sich das Note-Tablet gut. Gamer sollten jedoch ein anderes Gerät bevorzugen.

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Sinnvoll: Mehrere Apps auf einmal bedienen.

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Samsung hat es zur Zeit nicht leicht. Von Apple vorerst in die Knie gezwungen, gibt sich das Unternehmen dennoch kämpferisch und will sich als großer Innovator präsentieren. Das ist das mitunter auch gut gelungen. Kaum ein Hersteller hat eine derartige Bandbreite von Low-End- bis Highend-Geräten. Die "Galaxy S"-Reihe wird ob ihrer Leistung und Features sehr geschätzt.

Großer, seltsamer Bruder

Auch mit dem Galaxy Note konnte man sich erfolgreich beweisen. Das Riesentelefon inspirierte zahlreiche Konkurrenten (darunter eine Armada an chinesischen Whitebox-Herstellern), ihre eigenen Fünfzöller auf den Markt zu werfen. Mit dem Note 10.1 geht man nun einen Schritt weiter, und macht ein Tablet aus dem Telefon.

Dieses präsentiert sich in eigenwilliger Optik. Im Grunde entspricht die Form der Galaxy Tab-Serie, wurde aber mit einem seltsamen Plastikrand erweitert, in den die Lautsprecher verbaut sind. Geschmäcker sind freilich verschieden, subjektiv macht die Umrandung allerdings einen unpassenden und materialtechnisch eher billigen Eindruck. Die Bildschirmkonstruktion wirkt beim Bedienen des Bildschirms ohne Unterlage mitunter klapprig, die Rückseite gibt sogar etwas nach.

Passable Hardware

Im Inneren werkt eine 1,4 Ghz-Quadcore CPU auf Basis des Exynos 4412-Chipsatzes, den wir vom Galaxy S3 kennen. Zwei GB RAM und die nicht mehr ganz taufrische, aber insgesamt noch flotte Mali-400-GPU runden das interessante Leistungspaket ab. Das Note 10.1 kommt übrigens als 16, 32 und 64 GB-Version. Per microSD-Karte kann um bis zu 64 GB erweitert werden.

Enttäuschendes Display

Einer der beiden bedeutendsten Schwachpunkte des Tablets ist sein Bildschirm. Die Auflösung ist mit 1.280 x 800 Pixel für einen Zehnzöller schwach. Wer weiß, wie gut Inhalte auf AMOLED-Displays von Samsung aussehen, wird mit dem schlichten LCD-Display nicht zufrieden sein.

Die Helligkeit lässt zu wünschen übrig, ähnliches gilt für den Kontrast. Immerhin reagiert der Screen zügig auf Eingaben. Beachtet man den Kaufpreis des Tablets, der bei UVP 700 Euro und mittlerweile auf 550 Euro für die 3G-Ausgabe gesunken ist, muss man allerdings von einer großen Enttäuschung sprechen.

TouchWiz light

Das Interface der vorinstallierten Android-Version 4.0.3 ist in einigen Teilen angepasst, auf Tablets ist Samsung zumindest sparsamer, als mit TouchWiz auf Smartphones. Trotzdem macht die Oberfläch die Bedienung eher umständlich, als sie es mit der Standardoberfläche des Betriebssystems wäre. Vorinstalliert sind allerlei Samsung Apps, etwa der Kalender S Planner, als auch die HRS-Hotelreservierungsapp, der PhotoShop Touch, ein Video Editor und Smart Remote, das zur Steuerung von Smart TVs gedacht ist.

Um im Photoshop, der Galerie oder anderen Apps mit entsprechendem Support draufloskritzeln zu können, liegt dem Tablet der sogenannte „S-Pen" bei (der überraschenderweise auch beim Galaxy Tab 10.1N verwendet werden kann). Der macht durchaus Spaß. Interessant ist die Funktion allemal, um schnell Skizzen anzufertigen oder nebenbei Notizen anzulegen. Darüber hinaus hält sich der Alltagsnutzen eher in Grenzen.

Do it like Windows

Eine wirklich gute Idee ist das „Mehrfachbildschirm"-Feature. Dieses bringt einen einfachen Fenstermanager ins Spiel, mit dem sich zwei Apps gleichzeitig ansehen lassen. Gleichzeitig ausführen allerdings nicht, wechselt man in ein Fenster, friert das Programm im anderen ein.

Simples Drag & Drop ist daher nicht möglich, trotzdem werden verschiedene Arbeiten damit leichter und übersichtlicher. Leider werden nur wenige Apps von der Funktion unterstützt, und auch der Wechsel zwischen den Fenstern dauert in der Regel ein paar Sekunden.

Arbeitstier

Samsungs jüngster Spross ist ein Arbeits- und Multimediagerät. Trotz der potenten Hardware kann es leistungsmäßig in Sachen Gaming nicht mithalten. Das belegen sowohl Praxis als auch Benchmarks. Im Allround-Benchmark Quadrant schafft das Note 10.1 flotte 5.300 Zähler und hängt damit auch das HTC One X-Smartphone ab. Bei Antutu ist das Ergebnis von 12.700 ebenfalls respektabel, jedoch muss sich das Tablet Googles 200-Dollar-Tablet als auch dem Galaxy S3 in der LTE-Ausführung deutlich geschlagen geben.

Auch die Wertung beim Vellamo-Browsingbenchmark kann sich mit 2.500 Punkten sehen lassen. Aus Neugier durfte das Tablet auch bei Googles neuem Testlauf für JavaScript-Performance, „Octane", schwitzen. Das Resultat: 1600 Zähler, wobei es aktuell noch keine Rangliste für eine ungefähre Einschätzung des Wertes gibt.

3D-Hinkebein

Ausschließlich die 3D-Performance misst der BaseMark ES 2.0 Taiji, der die Leistungsfähigkeit anhand einer aufwendigen 3D-Szene in durchschnittlichen Bildern pro Sekunde angibt. Die Szene läuft zwar flüssig durch, mit einem Schnitt von 36 FPS liegt das Note 10.1 aber weit hinter den Spitzenreitern wie dem HTC One X, die an der 60er-Marke kratzen.

Kein Klangwunder

Multimediacontent stellt kein Problem dar, HD-Videos wird flüssig dargestellt. Die Soundausgabe durch das Headset gefällt, der Output der Stereo-Lautsprecher ist aber bestenfalls Mittelmaß. Irritierend: Auch bei angestecktem Headset kommen Systemgeräusche aus den Speakern, was eigentlich nicht sein sollte. Schmerzhaft ist auch das Fehlen eines HDMI-Ausgangs.

Wenig Freude kommt beim Telefonieren auf. Durch die Lautsprecher klingt das Gegenüber blechern, auch die Qualität des Mikrofons scheint nicht mehr als Mittelmaß zu sein. Einigermassen gut versteht man sein Gegenüber erst über das Headset.

Smart Stay hat Probleme mit Brillen

Vom Galaxy S3 geerbt hat das Note 10.1 die „Smart Stay"-Funktion. Durch die Beobachtung der Augen soll das Display gezielt ein- und ausgeschalten und somit Strom gespart werden. Ein nettes Feature, sicherlich, die Zuverlässigkeit lässt bei Brillen und schielenden Personen aber stark zu wünschen übrig. Zur Akkulaufzeit: Wer sehr sparsam ist und weitestgehend auf 3G und WLAN verzichtet, kann auf 12-14 Stunden Betriebszeit kommen. Bei durchschnittlichem Gebrauch werden es aber eher acht.

Guter Empfang

Der flache Rechner verfügt auch über zwei Kameras. Die Frontkamera bringt es auf 1.9 Megapixel und damit gute Qualität für Videotelefonie, sofern die Lichtbedingungen stimmen. Auf der anderen Seite können Fotos mit fünf MP geschossen werden. Die Ergebnisse sind als Schnappschüsse passabel, viel mehr aber auch nicht.

Lob gibt es für die Empfangsleistung. Sowohl WLAN, 3G und GPS gehören zum Repertoire und arbeiten zuverlässig und störungsfrei. Draußen benötigt das Pad nur wenige Sekunden, um seinen eigenen Standort genau zu ermitteln. Wer gerne geschwind Daten zwischen verschiedenen Android-Geräten tauscht: NFC sucht man vergeblich.

Fazit

Betrachtet man, was das Samsung Galaxy Note 10.1 kann und welche Hardware darin steckt, so kommt man zu dem Schluss, dass es ein durchaus potentes Gerät mit langer Laufzeit ist. Würde Samsung es um 300-350 Euro verkaufen, könnte man angesichts der Performance gar über eine Empfehlung nachdenken.

Der koreanische Elektronikriese verlangt aber wesentlich mehr. Und unter diesem Gesichtspunkt gibt es zahlreiche Alternativen, denn alleine Display und Verarbeitung sind für so einen stolzen Preis eine gewaltige Zumutung. Wer wirklich mehr als 500 Euro in ein Tablet stecken möchte und auf den Digitizer verzichten kann, erhält etwa mit dem Asus Transformer Pad Infity eine leistungsstarke Alternative mit höherer Auflösung, HDMI-Port, 64 GB Speicher nebst Tastaturdock. Das Galaxy Note 10.1 verliert den Vergleich klar. (gpi, derStandard.at, 7.10.2012)