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Im Juni demonstrierten Peugeot-Mitarbeiter gegen die Werksschließung in Aulnay.

Foto: Reuters/Benoit Tessier

Paris -  In Frankreich gerät die neue sozialistische Regierung wegen der Konjunkturflaute nur wenige Monate nach Amtsantritt zunehmend unter Druck. Ministerpräsident Jean-Marc Ayrault räumte am Montagabend im Fernsehen erstmals ein, die Wirtschaft werde im nächsten Jahr womöglich doch nicht so stark wachsen wie erhofft. Die Regierungsprognose von 1,2 Prozent müsse möglicherweise etwas gesenkt werden, sagte Ayrault, ohne jedoch eine neue Zahl zu nennen.

Die meisten Volkswirte trauen der nach Deutschland zweitgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone nach einer Stagnation in diesem Jahr 2013 nur ein Plus von 0,5 bis 1,0 Prozent zu. Für das laufende dritte Quartal sagt die Zentralbank des Landes sogar eine Schrumpfung um 0,1 Prozent voraus. Damit erhalten Hoffnungen auf eine rasche Erholung nach der Wahl einen Dämpfer.

Hollandes Popularitätswerte brechen ein

Die Wirtschafts- und Arbeitsmarktmisere belastet auch das Ansehen von Präsident François Hollande. Allein im August brachen seine Popularitätswerte in einer Ipsos-Umfrage zum Vormonat um elf Punkte ein. Eine Senkung der Wachstumsprognose könnte ihm weitere Zustimmung kosten. Viele Franzosen sind der Ansicht, dass die Regierung nicht genug gegen die steigende Arbeitslosigkeit unternimmt. Diese will noch in dieser Woche ein Beschäftigungsprogramm vorstellen.

Massive Stellenstreichungen bei großen Konzernen wie dem Autobauer PSA Peugeot Citroën oder dem Einzelhändler Carrefour haben auch die Gewerkschaften auf den Plan gerufen. Die jüngste Statistik ergab: In Frankreich gibt es mit fast drei Millionen so viele Arbeitslose wie seit mehr als 13 Jahren nicht mehr. Ihre Zahl kletterte im Juli den 15. Monat in Folge auf nunmehr 2,987 Millionen, wie das Arbeitsministerium am Montagabend mitteilte. Das waren 41.300 mehr als im Juni. Es ist der höchste monatliche Anstieg seit der Finanzkrise von 2008 und 2009 und zugleich der höchste Stand seit Juni 1999. Die Gewerkschaften gehen davon aus, dass sich der Trend im September fortsetzen wird. Viele Firmen hätten Stellenstreichungen bewusst vor den Wahlen im Mai und Juni aufgeschoben.

Zuletzt wuchsen die Sorgen, dass sich die Euro-Schwergewichte Deutschland und Frankreich dem Abwärtsstrudel ihrer Handelspartner in der Währungsgemeinschaft kaum noch entziehen können. Denn Länder wie Italien und Spanien stecken tief in der Rezession und finden derzeit keinen Weg aus der Krise. (APA/Reuters, 28.8.2012)