Zhao Bin wird neuer Missionschef in Wien. 

Foto: Johnny Erling/DER STANDARD

Als Botschaftssekretär Zhao Bin Österreich nach vier Jahren diplomatischen Dienstes 1992 verließ, nahm er das Geschenk eines Freundes mit: "Sprechen Sie Wienerisch?" Er hob das Buch gut auf. Zwei Dekaden später "trage ich es jetzt wieder mit mir", sagt der 56-Jährige. Heute, Dienstag, fliegt er nach Wien: Mit dem Agrément als neuer Botschafter.

Das Sesselrücken, das ihn nach Wien zurückbringt, startete in Berlin. Im Juli wurde der dortige Botschafter Wu Hongbo als UN-Vizegeneralsekretär nach New York berufen. Peking füllte kurzfristig die Lücke mit dem Wiener Botschafter Shi Mingde. Für ihn rückt nun Zhao Bin nach.

Chinas Außenpolitik besetzt ihre Missionen in Europa, dessen Gewicht als größter Wirtschafts-, Handels- und Technologiepartner steigt, mit ausgewiesenen Länder- und Sprachexperten. Zhao, der an Pekings Fremdsprachenhochschule Deutsch studierte, bevor er 1983 in den diplomatischen Dienst eintrat, passt ins Kalkül. "Seit 30 Jahren bin ich mit dem deutschsprachigen Raum in Europa vertraut", sagte er dem STANDARD. Zu seinen Stationen gehörten Konsulate und Botschaften in Luxemburg, der Schweiz und zuletzt Deutschland, wo er von 2000 bis 2010 Gesandter-Botschaftsrat war. Von dort kam er als diplomatische Verstärkung für die Weltausstellung Expo 2010 nach Schanghai, wurde Vizedirektor im Auswärtigen Amt der Megacity.

Das bilaterale Verhältnis zu Österreich bewertet der neue Botschafter positiv, als "im Großen und Ganzen reibungslos". Einige Knackpunkte, wie der Disput um den Dalai-Lama-Besuch, sind da eingeschlossen. Wirtschaftlich könnten beide in Bereichen wie Umwelttechnik noch intensiver kooperieren. Wiener Diplomaten nennen den politischen Austausch einen "High-Speed-Besucherverkehr". Von 18 Mitgliedern der Bundesregierung besuchten 14 in den vergangenen zwei Jahren China, der Kanzler zweimal. Chinas Präsident Hu Jintao machte in Wien und Salzburg Station.

Zhao weiß um die Publikumswirkung der Pandas im Zoo Schönbrunn, deren vertragliches Bleiben abläuft. "Die Pandas sind eine richtig gute Geschichte." Chinas Öffentlichkeit sehe das genauso. Er wolle sich dafür einsetzen, dass sie weiterlaufen kann. Der neue Botschafter wird auf sein Gastland schärfer als seine Vorgänger blicken. Das habe mit seinem Hobby der digitalen Fotografie zu tun. Als Mitglied des chinesischen Fotografenverbandes hat Zhao Preise bei den Ausstellungen Diplomaten sehen die Welt erhalten. (Johnny Erling, DER STANDARD, 28.8.2012)