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Ein Polizist der Abteilung gegen Gang-Kriminalität stellt einen Verdächtigen nach einer Verfolgungsjagd in Chicago.

Foto: Robert Ray/AP/dapd

Die Gewaltserie in Chicago reißt nicht ab. Alleine vergangenes Wochenende wurden in der US-Millionenmetropole sieben Menschen bei Schießereien getötet und 24 verletzt. Unter den Todesopfern war auch ein Jugendlicher. Aber das blutige Wochenende war nur eines von vielen, denn in Chicago tobt ein Krieg zwischen und innerhalb von Gangs. Alleine im August wurden dabei bereits 46 Menschen getötet.

Gefährlicher als Afghanistan

In der Großstadt wurden heuer bisher 27 Prozent mehr Morde verübt als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Wie der Radiosender WBEZ unter Anlehnung an Daten des US-Außenministeriums und des FBI berichtet, ist es für US-Bürger wahrscheinlicher, in Chicago erschossen zu werden als in Afghanistan: Seit 2001 wurden in der "Windy City" 5.000 Menschen erschossen, während im gleichen Zeitraum 2.000 US-Soldaten in Afghanistan getötet wurden. Die Mordrate in Chicago ist doppelt so hoch wie jene in Los Angeles und viermal so hoch wie jene in New York.

Besonders brutal verlief in Chicago heuer das Memorial Day Weekend, das letzte Maiwochenende, an dem innerhalb von nur 36 Stunden zwölf Menschen erschossen und 45 bei Schießereien verletzt wurden. Innerhalb einer Woche Mitte August wurden 15 Menschen getötet - sechs davon an nur einem einzigen Tag. Insgesamt wurden 2012 bisher 351 Morde verübt.

Bandenkriege

Die Polizei sieht die Ursache der Gewalt in Konflikten zwischen Straßengangs und innerhalb von Gangs selbst, die sich um Gebiete für den Drogenverkauf streiten. Um die Situation in den Griff zu bekommen, wurden allein am vergangenen Wochenende 300 Menschen in der Stadt verhaftet sowie Waffen und Drogen beschlagnahmt.

In einer Sendung von HuffpostLive, dem Video-Kanal der "Huffington Post", nennt der Aktivist Michael Pfleger die fehlende Kommunikation zwischen der Polizei und den Gemeinden als Mitursache für die Gewalt. Zudem äußert er Besorgnis darüber, dass die Gewalt mittlerweile Teil des Chicagoer Alltags geworden sei.

13.000 Waffentote pro Jahr

Laut der "Brady Campaign to Prevent Gun Violence", einer Initiative, die sich für ein strengeres Waffengesetz einsetzt, werden pro Jahr mehr als 13.000 Menschen in den USA erschossen. Allein in den vergangenen zwei Monaten schockierten drei Gewaltverbrechen mit Schusswaffen die Weltöffentlichkeit: die Amokläufe in einem Kino in Aurora (Colorado) und in einem Sikh-Tempel in der Nähe von Milwaukee (Wisconsin) sowie die Schießerei beim Empire State Building in New York City. (red, derStandard.at, 27.8.2012)