Natürlich gibt es global drängendere Kinderschutzanliegen als die Frage, wie sicher Kinder mit dem Rad unterwegs sein können.
Dennoch ist das Thema spannend. Weil das, was Kinder als positiv und selbstverständlich erleben, prägt.
Weil die Situationen, denen Eltern ihre Kinder auszusetzen bereit sind, viel über subjektiv empfundene Sicherheit, Rücksicht auf und die Bewegungsfreiheit von Schwächeren verrät.
Weil die Rad-Nutzung von Kindern Verkehrsrealitäten illustriert: Dass in China 60, in den USA aber nur ein Prozent zur Schule radeln, überrascht kaum. Auch dass in den Niederlanden fünf und in Dänermark vier von zehn Kids "schulradeln", deckt sich mit der Bike-Wahrnehmung dieser Länder.
In Schweden radeln 20, in der Schweiz 17, in Deutschland 15 Prozent zum Unterricht: Mit diesen Zahlen fütterte diesen Sommer die internationale Rad-Konferenz Velo City in Vancouver eine Charta, mit der die Vereinten Nationen aufgefordert werden, kindliches Radfahren im Sinne einer nachhaltigen Mobilitätspolitik zu fördern.
Mancherorts wird so etwas kreativ aufgegriffen. Bozen etwa sperrt allmorgendlich Straßen zu Schulen für Autos: Radfahren ist erlaubt und erwünscht.
Österreich fehlt in diesem Schulweg-Ranking. Zum Glück - denn die Zahlen sind blamabel: Nur elf Prozent strampeln zur Schule (Quelle: VCÖ).
Dabei wären die Kinder willig: Jedes Dritte führe gern mit dem Rad zur Schule. Doch die Eltern verbieten es - und bringen die Kinder lieber mit dem Auto - aus Angst vor dem Straßenverkehr. (Thomas Rottenberg, AutoMobil, DER STANDARD, 24.8.2012)